Während vier Tagen hat Ottmar Hitzfeld versucht, die Fragezeichen innerhalb seiner Equipe zu entschlüsseln. Veröffentlichen wird er seine Ergebnisse allerdings erst am Samstag.
Vor dem Abschlusstraining in Nikosia liess der Selektionär konkrete Fragen zur Aufstellung unbeantwortet. Er werde den Entscheid erst am Matchtag treffen, wich Hitzfeld aus. Die Abwehr und das defensive Zentrum wird er ohnehin gleich besetzen wie im erfolgreichen ersten Teil der Ausscheidungs-Kampagne. Im offensiven Bereich hingegen muss er abwägen, auf wen er sich «zu 100 Prozent verlassen kann». Seinen Angaben zufolge ist erheblich, dass die Probables «im läuferischen Bereich voll belastbar sind».
Zur strategischen Ausrichtung gewährte er folgenden Einblick: «Wir werden nicht nur versuchen, das Spiel mit Ballbesitz im Griff zu haben. Wir müssen auch die zweite Variante in Betracht ziehen, in der einen oder anderen Situation sehr schnell umschalten zu können.» Der Schweizer Trainer plant demzufolge mit einer ziemlich flexiblen Offensiv-Achse – also mit variablen Figuren wie Xherdan Shaqiri, Valentin Stocker oder Innocent Emeghara, die über Speed verfügen und problemlos rotieren können.
Seferovic statt Derdiyok?
Den Cut nicht überstehen dürfte Granit Xhaka, der seit dem im vorletzten Sommer eingeleiteten Umbruch nur eine (wegen der U21-EM) von 17 Partien verpasste. Der 20-Jährige ist beim Bundesligisten Mönchengladbach ins Abseits geraten und verliert nun wohl erstmals seit seinem Einstand im Juni 2011 im Wembley (2:2) auch in der Nationalmannschaft den Startplatz. Der Schalker «Kurzarbeiter» Tranquillo Barnetta muss aller Voraussicht nach mit dem gleichen Entscheid rechnen: Der Basler EC-Viertelfinalist Valentin Stocker ist bedeutend besser in Form als der 66-fache Internationale.
Eine veritable Überraschung zeichnet sich im Angriff ab. Hitzfeld tendiert offenbar zu einem Stürmertausch: Eren Derdiyok, 44 Spiele und acht Tore, muss mutmasslich dem 21-jährigen Debütanten Haris Seferovic weichen. In Hoffenheim wurde Derdiyok zuletzt auf die Tribüne abgeschoben – nun könnte ihm das Talent des Serie-B-Vereins Novara Calcio vorgezogen werden.
Weil der SFV die nun doch strikteren FIFA-Auflagen ausnahmslos erfüllen wird, ist dem für zwei Spiele gesperrten Coach im Stadion keine Kontaktaufnahme zum Team gestattet. Michel Pont wird seinen Chef Hitzfeld ersetzen. Der Trainerstab hat während Stunden diverse möglichen Szenarien erarbeitet.
Die Freitagsspiele in der Gruppe E verliefen ganz nach dem Gusto der Schweizer. Mit Norwegen (0:1 gegen Albanien) und Slowenien (1:2 gegen Island) wurden die vermeintlich stärksten Gruppengegner weiter zurückgebunden.
Zypern – Schweiz
GSP-Stadion, Nikosia. – 17.30 Uhr. – SR Gräfe (De).
Mögliche Startformationen:
Zypern: Georgiallidis (Alki Larnaca); Solomou (APOEL), Dobrasinovic (Veriia), Dossa Junior (AEL Limassol), Charalampous (Apollon Limassol); Makridis (Metallurg Donezk), Laban (Anorthosis Famagusta), Nikolaou (AEL Limassol); Christofi (Omonia Nikosia), Charalambidis (APOEL), Sotiriou (Olympiakos Nikosia).
Schweiz: Sommer (Basel); Lichtsteiner (Juventus), Djourou (Hannover), Von Bergen (Palermo), Rodriguez (Wolfsburg); Behrami (Napoli), Inler (Napoli); Shaqiri (Bayern München), Stocker (Basel), Emeghara (Siena); Seferovic (Novara).
Bemerkungen: Schweiz ohne Gavranovic (verletzt), Drmic (U21).
WM-Qualifikationsgruppe E. Resultate: Slowenien – Island 1:2 (1:0). Norwegen – Albanien 0:1 (0:0).
Rangliste: 1. Schweiz 4/10. 2. Island 5/9. 3. Albanien 5/9. 4. Norwegen 5/7. 5. Zypern 4/3. 6. Slowenien 5/3.