HIV-Diagnosen nehmen in der Schweiz 2012 um 10 Prozent zu

HIV-Infektionen nehmen in der Schweiz wieder zu. Im Jahr 2012 sind 620 neue Diagnosen gemeldet worden. Dies sind 10 Prozent mehr als im Vorjahr.

Trotz Kampagne: Die Zahl der HIV-Fälle steigt (Archiv) (Bild: sda)

HIV-Infektionen nehmen in der Schweiz wieder zu. Im Jahr 2012 sind 620 neue Diagnosen gemeldet worden. Dies sind 10 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die erneute Zunahme von HIV-Meldungen sei beunruhigend und müsse genauer analysiert werden, schreibt der Bundesrat in einer am Donnerstag veröffentlichten Antwort auf einen parlamentarischen Vorstoss.

Eine erste Analyse der Zahlen zeigt laut dem Bundesrat, dass die Zunahme besonders Homosexuelle betrifft. 274 Diagnosen waren im Jahr 2012 auf diesen Übertragungsweg zurückzuführen, 28 mehr als im Vorjahr. Über heterosexuellen Geschlechtsverkehr steckten sich 264 Personen an, fünf mehr als im Vorjahr.

Die Ansteckungen über den Drogenkonsum nahmen ebenfalls um fünf Fälle zu. Insgesamt wurden 30 Fälle registriert. Die Auswertungen seien vorläufig, schreibt der Bundesrat. Sie basierten auf den Meldungen der Ärzte. Dabei komme es zu Verzögerungen. Eine detaillierte Analyse veröffentlicht das Bundesamt für Gesundheit (BAG) im Mai.

Tendenz zur Verharmlosung

Die Zunahme hatte sich bereits in den ersten sechs Monaten des letzten Jahres abgezeichnet. Aus Sicht des Bundesrates sind verschiedene Gründe dafür denkbar. Eine Rolle könne die zunehmende Sorglosigkeit angesichts des medizinischen Fortschritts spielen. Der Bundesrat spricht von „Verharmlosungstendenzen in Öffentlichkeit und Medien“.

Die „LOVE LIFE“-Kampagne des Bundes werde ab 2014 wieder stärker auf HIV fokussieren, um diesen Tendenzen entgegen zu wirken, schreibt der Bundesrat. Bund und nationale private Partner seien aber nicht alleine für die Bekämpfung von HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten zuständig.

Politischer Jojo-Effekt

Der Vollzug des Epidemiengesetzes sei Sache der Kantone, hält der Bundesrat fest. Der Spardruck in den Kantonen und der „politische Jojo-Effekt“ – sinkende Zahlen, sinkende Aufmerksamkeit, sinkende Budgets – hätten in den letzten Jahren auch in einzelnen Kantonen zu tendenziell abnehmendem Engagement geführt, was sich vielleicht auch in den steigenden Zahlen bemerkbar mache.

Die Genfer SP-Nationalrätin Maury Paquier hatte wissen wollen, wie der Bundesrat die Lage einschätze und welche Massnahmen er gegen die Zunahme der HIV-Infektionen zu ergreifen denke.

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