HIV-Tests für den Heimgebrauch sind in den USA seit 2012 zugelassen. In der Schweiz ist ihr Verkauf verboten. So soll es auch bleiben, befindet die Eidgenössische Kommission für sexuelle Gesundheit (EKSG) in einer am Mittwoch freigegebenen Stellungnahme.
Diagnose, Beratung und Therapie von so schwerwiegenden Infektionskrankheiten wie HIV müssten von gesicherter Qualität sein. Im Moment erfüllen die sogenannten Hometests diese Bedingungen nicht, resümierte die Kommission.
Die rät deshalb davon ab, die HIV-Hometests für den Schweizer Markt zu bewilligen. Derzeit verbietet die Medizinprodukteverordung, diagnostische Tests für Infektionskrankheiten an Private abzugeben. Es sei aber nicht illegal, übers Internet gekaufte Tests zu verwenden, schreibt die EKSG.
Sie ermutigt jedoch alle, die dies tun, sich dennoch an eine professionelle HIV-Beratungsstelle zu wenden. «Ich glaube nicht, dass es gut ist, wenn jemand allein zu Hause feststellt, dass er HIV-positiv ist», sagte Roger Staub, Leiter Prävention beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), der Nachrichtenagentur sda.
Fast noch schlimmer wäre es, wenn eine HIV-infizierte Person fälschlicherweise ein negatives Resultat erhält, sagt er. Diese würde davon ausgehen, dass er oder sie nicht ansteckend ist.
Studie: Selbsttests gut akzeptiert
Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat HIV-Hometests im Juli 2012 zugelassen. Sie sind in den USA frei erhältlich. Das Amt geht davon aus, dass die Tests die Hemmschwelle für den Tests senken wird, somit mehr Menschen ihren HIV-Status kennen und das Virus weniger häufig übertragen wird.
Die Selbsttests sollen recht präzise sein und werden von der Bevölkerung in den untersuchten Ländern sehr gut akzeptiert. Zu diesem Schluss kommen kanadische Forscher in einer Übersichtsstudie, die sie letzte Woche im Fachblatt «PLOS Medicine» veröffentlicht haben. Allerdings identifizierten Tests ohne Beratung eine HIV-Infektion weniger treffsicher als solche mit.
Beratung durch Fachperson
Zwar könnten die Selbsttests unter optimalen Bedingungen die Qualität der Labortests annähernd erreichen, erklärte auch Staub. Doch gerade in der Schweiz seien die Bedingungen zu Hause nie so optimal wie bei den zahlreichen, zum Teil auch anonymen Beratungsangeboten.
«Der Labortest ist sicherer als der Heimtest und die Beratung durch eine Fachperson besser als eine Bedienungsanleitung», sagte Staub. Deshalb gebe es «keinen Grund, das System zu ändern. Die Nachteile überwiegen».
Finger weg vom Internet
Dies gilt vor allem bei Tests, die übers Internet bestellt werden. «Finger weg», rät Staub, denn ihre Qualität sei oft «sehr zweifelhaft». Das BAG hat zusammen mit der Konsumentenstiftung Fédération romande des consommateurs (FRC) 40 Selbsttests im Internet bestellt und ihre Treffsicherheit anhand von Blutproben von HIV-Infizierten getestet.
Die Resultate waren laut Staub «eine Katastrophe». Von 33 Tests zeigten nur 21 die Infektion korrekt an, sieben falsch, und beim Rest war das Testpaket nicht vollständig oder das Resultat nicht interpretierbar. Fünf Bestellungen wurden zwar einkassiert, aber nicht geliefert.
«Die hohe Rücklaufrate zeigt, dass es den Zollbehörden nicht gelingt, den Verkauf in die Schweiz zu unterbinden», sagte Staub. Dabei sind die Internettests nicht einmal günstiger als die HIV-Tests in Schweizer Beratungszentren, die im Schnitt 50 Franken kosten: Der günstigste Selbsttest kostete zwar nur 28 Franken, der teuerste jedoch satte 92 Franken.