Die Schweizer Bauernbetriebe haben sich gemäss dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) rasch auf die Agrarpolitik 2014-2017 ausgerichtet. Die Teilnahme an den neuen Direktzahlungsprogrammen übertreffe die Erwartungen. Der Bauernverband kritisiert das neue System.
Das neue Direktzahlungssystem ist seit Anfang Jahr in Kraft und will die Beiträge zielgerichteter für gesellschaftlich erwünschte Leistungen einsetzen. Die Beteiligung an den freiwilligen Programmen sei im laufenden Jahr insgesamt höher als erwartet, teilte das BLW am Dienstag mit.
So würden voraussichtlich für die Produktionssystembeiträge 435 Millionen Franken (plus 45 Mio. Fr. im Vergleich zur Schätzung), für die Biodiversität 358 Millionen Franken (plus 51 Mio. Fr.) und für die Landschaftsqualität 72 Millionen Franken (plus 37 Mio. Fr.) ausbezahlt.
Insbesondere die neuen Direktzahlungsprogramme wie die Förderung der graslandbasierten Milch- und Fleischproduktion und der Biodiversität im Sömmerungsgebiet erfreuten sich grosser Beliebtheit: Das zeigt laut BLW, dass das neue Direktzahlungssystem die gewünschte Wirkung entfaltet.
Insgesamt würden für die leistungsbezogenen Direktzahlungen im laufenden Jahr knapp 2,5 Milliarden Franken ausgerichtet, was einem Plus von vier Prozent oder 100 Millionen Franken entspreche. Für das Sömmerungsgebiet stiegen die Beiträge insgesamt um über 40 Prozent im Vergleich zum alten Direktzahlungssystem.
Übergangsbeiträge: Weniger als die Hälfte
Für die Übergangsbeiträge stehen im laufenden Jahr 316 Millionen Franken zur Verfügung. Sie werden zur finanziellen Abfederung tieferer Beitragszahlungen infolge des Übergangs vom alten ins neue Direktzahlungssystem ausbezahlt.
Dazu wurde für jeden Landwirtschaftsbetrieb ein sogenannter Basiswert gestützt auf die finanzielle Betroffenheit ermittelt und mit einem Faktor multipliziert, der dem Verhältnis der zur Verfügung stehenden Mittel von 316 Millionen Franken und der Summe aller einzelbetrieblichen Basiswerte der Schweiz von 669 Millionen Franken entspricht.
Für das Jahr 2014 ergebe sich ein Wert von 0,4724. Der Faktor werde in den kommenden Jahren weniger stark sinken, weil die Beteiligung an den freiwilligen Direktzahlungsprogrammen bereits sehr hoch sei, schreibt das BLW.
Ausfälle von bis zu einem Drittel für Bauern
Der Schweizerische Bauernverband (SBV ) ist nicht zufrieden mit dem neuen Direktzahlungssystem. Ursprünglich habe das Bundesamt für Landwirtschaft versprochen, dass die Differenz vom alten zum neuen System dank den Übergangsbeiträgen vollständig abgefedert werden könne.
Dies sei aber nun nicht der Fall, sagte SBV-Sprecherin Sandra Helfenstein auf Anfrage. Die Übergangsbeiträge würden nicht einmal die Hälfte der Differenz ausmachen. Die Bauern würden ein Viertel, in Einzelfällen sogar bis zu einem Drittel der Direktzahlungen verlieren.
Wie die Bauern auf das neue System reagieren, wird sich erst noch zeigen: Der SBV will im Frühjahr 2015 eine Umfrage durchführen, um zu erfahren, wie sich das neue System auf Stufe der Betriebe auswirkt und wie die Bauernfamilien auf die Neuerungen und Verluste reagieren. Auf der Basis der Resultate will der Verband dann die notwendigen Schritte zur Anpassung der politischen Rahmenbedingungen festlegen.