Holocaust-Überlebende Marga Spiegel mit 101 Jahren gestorben

Die Holocaust-Überlebende Marga Spiegel ist tot. Sie starb am Dienstag im Alter von 101 Jahren in Münster. Das teilte die Jüdische Gemeinde Münster mit und bestätigte Informationen der «Westfälischen Nachrichten».

Die Holocaust-Überlebende Marga Spiegel im Jahr 2009 (Archiv) (Bild: sda)

Die Holocaust-Überlebende Marga Spiegel ist tot. Sie starb am Dienstag im Alter von 101 Jahren in Münster. Das teilte die Jüdische Gemeinde Münster mit und bestätigte Informationen der «Westfälischen Nachrichten».

Spiegels Überlebensgeschichte während der Nazizeit war in dem Film «Unter Bauern» mit Veronica Ferres in der Hauptrolle erzählt worden. Der Streifen feierte 2009 am Festival del film Locarno Weltpremiere.

Zahlreiche Familienangehörige von Marga Spiegel (Jahrgang 1912) wurden von den Nationalsozialisten verschleppt und ermordet. Sie selbst entging der Deportation und überlebte mit Mann und Tochter, weil fünf Bauern-Familien aus dem Münsterland die damals 30-jährige Jüdin zwischen 1943 und 1945 bei sich versteckten.

Marga Spiegel war eine Tante des früheren Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft würdigte Spiegel als wichtige Zeitzeugin der Gräueltaten der Naziherrschaft.

«Sie hat gezeigt, wie wichtig Mut, Menschlichkeit und Zivilcourage für unsere Gesellschaft sind», erklärte Kraft in Düsseldorf. Spiegel war im vergangenen November mit dem NRW-Landesverdienstorden ausgezeichnet worden.

Veronica Ferres sagte, Marga Spiegel habe der Welt unglaublich viele positive Impulse gegeben. «Trotz all der fürchterlichen Erfahrungen, die sie in der NS-Zeit machen musste, ist sie nicht müde geworden, ihre Liebe in die Welt hinauszutragen. Ich bin sehr dankbar, dass ich sie kennenlernen durfte», erklärte die Schauspielerin.

Brückenbauerin

und Vorbild

Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Münster, Sharon Fehr, würdigte Spiegel als grosse jüdische Persönlichkeit, die nach langer, schwerer Krankheit gestorben sei.

«Ihre Stimme gegen Antisemitismus, Ausgrenzung und Menschenverachtung ist für immer verstummt. Die Brückenbauerin zur nichtjüdischen Mehrheit hat sich verabschiedet», erklärte Fehr.

Sehr viele ihrer Familienangehörigen kamen während der Naziherrschaft ums Leben. Marga Spiegel hat darüber in Schulen gesprochen und ein Buch geschrieben, das als Vorlage für die Verfilmung diente.

Die nach ihr benannte Marga-Spiegel-Sekundarschule in Werne (NRW) hatte sie noch im Juli 2013 besucht. «Sie war ein Vorbild für unsere Schüler. Sie hat gezeigt, wie lebensfroh man sein kann trotz widrigster Umstände», sagte Schulleiter Hubertus Steiner.

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