Home Office Day: Viele Firmen setzen noch auf Büropräsenz

Viele Schweizer Unternehmen setzen noch auf Büropräsenz. Nur bei einem Teil der Firmen ist es völlig normal, dass die Mitarbeitenden von zu Hause aus oder unterwegs arbeiten, wie eine am Dienstag veröffentlichte Umfrage zum diesjährigen Home Office Day zeigt.

Das Home Office ist noch lange nicht normal (Symbolbild) (Bild: sda)

Viele Schweizer Unternehmen setzen noch auf Büropräsenz. Nur bei einem Teil der Firmen ist es völlig normal, dass die Mitarbeitenden von zu Hause aus oder unterwegs arbeiten, wie eine am Dienstag veröffentlichte Umfrage zum diesjährigen Home Office Day zeigt.

Befragt wurden 230 Unternehmen aus dem Dienstleistungsbereich sowie 193 Verwaltungen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Arbeit nur bei 2 Prozent der befragten Organisationen praktisch standortunabhängig erledigt wird. Bei 16 Prozent ist mobiles Arbeiten aber bereits fester Bestandteil des Alltags.

Weitere 35 Prozent sind in einer Veränderungsphase. Das heisst, dass mit Arbeitsformen wie dem Home Office experimentiert wird, das Fernbleiben vom Büro aber noch nicht etabliert ist. Bei 25 Prozent ist mobiles Arbeiten noch eine Ausnahmeerscheinung und bei 10 Prozent ist es gar kein Thema.

Bei den befragten Firmen handelt es sich ausschliesslich um solche, bei denen mobiles Arbeiten überhaupt möglich ist. Unternehmen mit vielen ortsgebundenen Tätigkeiten, etwa Baufirmen, wurden deshalb für die Umfrage nicht berücksichtigt. Heraufgerechnet auf die Schweiz vertreten diese stichprobenartig ausgewählten Organisationen etwa 1 Million Beschäftigte.

Neuer Führungsstil ist notwendig

Die Ergebnisse zeigen, dass flexible Arbeitsmodelle in der Wirtschaft zwar angekommen sind, aber noch nicht zur Normalität gehören. Viele Firmen und vor allem auch Verwaltungen seien mobilem Arbeiten gegenüber noch skeptisch, sagte Arbeitspsychologe Johann Weichbrodt von der Fachhochschule Nordwestschweiz vor den Medien.

Es sei natürlich nicht das Ziel, dass alle Firmen völlig standortunabhängig arbeiten müssten. Die Arbeitsgestaltung müsse auch noch zum Unternehmenszweck passen. Generell würden Firmen aber von flexiblen Arbeitsmodellen profitieren, weil die Mitarbeitenden zufriedener und weniger krank seien.

Voraussetzung für flexible Arbeitsmodelle ist gemäss Weichbrodt ein neuer Führungsstil. Der Chef oder die Chefin müsse sich daran gewöhnen, nicht ständig alle Mitarbeitenden um sich herum zu haben und kurzfristige Anweisungen erteilen zu können. Stattdessen müssten Ziele vereinbart werden.

«Die Chefs müssen den Angestellten vertrauen», sagte Weichbrodt weiter. Die Mitarbeitenden wiederum müssten fähig sein, ihre Arbeit selbst zu strukturieren und sich zu Hause nicht ständig ablenken zu lassen. Und: «Home Office bedeutet nicht, dass nebenbei Kinder betreut werden.»

Freie Sitze in der Bahn

Am Home Office Day, der am Donnerstag stattfindet, machen Grossunternehmen, Hochschulen, der Bund und weitere Organisationen auf die Möglichkeit von flexiblen Arbeitsmodellen aufmerksam.

Auch die SBB macht mit. Sie würde ganz direkt von flexiblen Arbeitszeiten und Home Office profitieren. Rund die Hälfte aller Passagiere sind zu den Stosszeiten unterwegs. Würden mehr von ihnen gelegentlich von zu Hause aus arbeiten, gäbe es mehr freie Plätze in den Zügen – und für die SBB weniger Kritik.

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