In der Kontroverse um den in letzter Minute gescheiterten Transfer des YB-Mittelfeldspielers Sékou Sanogo zum Bundesliga-Elften Hamburger SV bezieht dessen Sportdirektor Peter Knäbel klare Stellung.
Die Schilderungen des Berner Sportchefs Fredy Bickel, wonach die Young Boys den Deutschen am Montag die in der Schweiz abgefasste Vereinbarung um 17.51 Uhr in einem ersten von vier Mails zugestellt hätten, widerspricht der HSV-Sportdirektor Peter Knäbel am Tag danach energisch: «Diese Darstellung muss man zurückweisen.»
Der zeitliche Ablauf der relevanten Phase sei seitens der Hamburger minutiös archiviert, versichert Knäbel gegenüber der Nachrichtenagentur sda. In den wesentlichen Passagen weicht er deutlich von der Berner Version ab. Der Vertrag erreichte die Hamburger Zentrale erst um 18.04 Uhr – notabene mit einem pikanten Detail: Der Inhalt entsprach nach juristischer Prüfung nicht zu 100 Prozent dem schriftlichen Angebot des HSV.
Die Chronologie der finalen Stunden aus Hamburger Optik: Auf der Stufe der Sportchefs habe man sich gegen 15 Uhr geeinigt, danach folgte das Okay des Aufsichtsrats. Rund eineinhalb Stunden später wurde diskutiert, wer die Transfervereinbarung aufsetze. Dazu erklärten sich die Berner bereit. Um 17.30 Uhr soll der Super-League-Klub bestätigt haben, das Dokument innerhalb von wenigen Minuten nachzureichen. Das Schreiben traf nach HSV-Aussagen indes erst nach der internationalen Deadline ein.
YB beruft sich auf internationale Gepflogenheiten, die nicht vorsehen würden, dass der Verein des ehemaligen Spielers das Papier vorbereitet, sondern der neue Klub. Knäbel relativiert diesen Punkt: «Wir haben uns ja gegenseitig abgesprochen.» Andere Behauptungen würden etwas «komplett Falsches» suggerieren, so Knäbel.
Zum Verhängnis wurde das gescheiterte Geschäft primär Sanogo. Der Ivorer, der beim HSV bereits alle medizinischen Tests absolviert hatte, träumte von einem Wechsel in die Bundesliga. Er muss seine Karriere vorläufig in Bern fortsetzen. Nicht nur Sanogo wird sich die Frage stellen, weshalb YB vom Moment der gegenseitigen Zustimmung an bis zur angeblich ersten Mail-Sendung 76 Minuten verstreichen liess. Die «Bild», das Zentralorgan der Vereinfachung, ortete die Verursacher der Affäre in Bern und titulierte sie als «E-Mail-Esel aus der Schweiz».