Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat Vorwürfe zu einer Massenvergewaltigung in der sudanesischen Darfur mit einem Bericht untermauert. Ende Oktober seien während drei Angriffen der sudanesischen Armee auf die Stadt Tabit dort mindestens 221 Frauen und Mädchen sexuell missbraucht worden, heisst es in dem 48-seitigen Papier.
Der Bericht stützt sich auf Angaben dutzender Einwohner der Stadt. Darin werden 27 Vergewaltigungsfälle dokumentiert. Zu den restlichen lägen glaubwürdige Angaben vor, hiess es.
Ein sudanesisches Nachrichtenportal hatte Anfang November berichtet, Soldaten hätten Ende Oktober in Tabit etwa 200 Frauen und Mädchen vergewaltigt. Es handelte sich demnach offenbar um einen Vergeltungsakt nach dem Verschwinden eines Soldaten in der Stadt.
Vertreter der gemeinsamen Mission der Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union in Darfur (Unamid) besuchten daraufhin Tabit, fanden aber keine Beweise für eine Massenvergewaltigung.
In einem vertraulichen Bericht klagten die Unamid-Ermittler aber, die Anwohner seien von sudanesischen Soldaten eingeschüchtert worden.
Unamid wollte deswegen erneut vor Ort nach Spuren des Verbrechens suchen, was die sudanesische Regierung unter Verweis auf Unruhe in der Bevölkerung jedoch untersagte. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon verlangte daraufhin freien Zugang für Unamid.
HRW fordert in dem Bericht nun den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) zu einer Untersuchung auf. Die Unamid-Kräfte sind seit dem Jahr 2007 in Darfur stationiert, um die Zivilbevölkerung zu schützen und die Auslieferung von Hilfsgütern abzusichern.
Nach einem Aufstand gegen die Zentralregierung im Jahr 2003 wurden in der Wüstenprovinz nach UNO-Angaben mehr als 300’000 Menschen getötet und zwei Millionen weitere aus ihren Häusern vertrieben. Der sudanesische Präsident Omar al-Baschir wird wegen mutmasslicher Kriegsverbrechen in Darfur vom Internationalen Strafgerichtshof im niederländischen Den Haag gesucht.