Die Expo in Mailand hat am Mittwoch die Werbetrommel für die weltweit ungefähr 450’000 humanitären Helfer gerührt. UNO-Funktionäre nutzten den Welttag der humanitären Hilfe, um an die Gefahren dieses Berufs zu erinnern.
Würde, Engagement, Inspiration – diese Worte zierten die bunten Luftballons, mit denen UNO-Vertreter, Expo-Funktionäre und Politiker am Mittwoch über die Hauptallee der Weltausstellung marschierten. Die Expo Milano stand an diesem Tag ganz im Zeichen des Welttags der humanitären Hilfe, unter dem Titel «Share Humanity».
«Weil humanitäre Hilfe so gefährlich geworden ist, helfen wir unter Umständen dort, wo es möglich ist, und nicht da, wo es nötig ist», sagte Manuel Bessler, Chef des Schweizerischen Korps für Humanitäre Hilfe am Mittwoch an der Expo Milano.
Helfer im Kreuzfeuer
Bessler erinnerte in seinem Eröffnungsvortrag daran, welchen Risiken humanitäre Helfer heute begegnen: Mitarbeiter von UNO-Organisationen, dem Roten Kreuz und zahlreiche NGO würden Mitarbeiter im Einsatz verlieren. Helfer seien vermehrt zu Zielscheiben von religiösen Fundamentalisten geworden.
2014 wurden laut einem Sicherheitsbericht für Hilfsorganisationen weltweit 329 Einsatzkräfte angegriffen – 120 von ihnen starben dabei, 88 wurden verwundet und 121 entführt. 2013, auf dem Höhepunkt der Konflikte im Südsudan und Syrien, waren die Verluste sogar noch höher.
Genfer Konvention einhalten
Bessler appellierte an alle Staaten und nichtstaatlichen Akteure, humanitäre Helfer zu respektieren und zu schützen – dies sei bereits in der Genfer Konvention festgelegt worden.
Für die Schweizer Humanitäre Hilfe arbeiten derzeit 350 Menschen. Vielen von ihnen tun dies unter sehr unsicheren Bedingungen, wie beispielsweise in Kabul, Lugansk und Bangui, sagte Bessler, der an der Expo die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) vertrat.
«Hunger bringt Menschen zur Verzweiflung – und verzweifelte Menschen tun verzweifelte Dinge», sagte Barbara Noseworthy vom UNO-Welternährungsprogramm (WFP). Dieses organisiert die Lebensmittelversorgung von 80 Millionen Menschen weltweit.
Aktuell werde unter anderem die Bevölkerung in Ländern wie Mali, Honduras, Myanmar und Haiti unterstützt. Hunger und Krieg seien häufig untrennbar miteinander verbunden: 80 Prozent der humanitären Hilfe werde in Konfliktgebieten geleistet, so Noseworthy.
Kunst der kleinen Schritte
Den Facebook oder Twitter-Feed «spenden», um den zahlreichen Menschenrechtshelfern auf der Welt eine Stimme zu geben: Das ist die Idee von #ShareHumanity, welche auf der Expo beworben wurde. Sportler und Schauspieler aber auch alle sonstigen Interessierten teilten für einen Tag ihren Account, um zum Beispiel auf die Ebola-Hilfseinsätze der UNO in Guinea hinzuweisen.
Für Manuel Bessler vom Schweizerischen Korps für Humanitäre Hilfe sind es diese kleinen Schritte, welche den Erfolg von Entwicklungshilfe definieren. Selbst mit einer Unterstützung, die nur einen Tag oder eine Woche dauere, könnten die Menschen in einer Krisensituation ihre Würde verteidigen, sagte Bessler am Mittwoch auf einer abschliessenden Podiumsdiskussion.