Ungeachtet der stetig wachsenden Kritik auch im eigenen Land hat am Mittwoch im südchinesischen Yulin unter grossem Andrang das traditionsreiche Hundefleisch-Festival eröffnet. Alljährlich werden dort mehr als 10’000 Tiere geschlachtet.
Nach Angaben von Tierschutzaktivisten einigten sich die Behörden mit den Händlern auf einen Kompromiss, wonach pro Stand nur noch zwei Hundekadaver ausgelegt werden dürfen. Viele Händler umgingen Berichten zufolge die Beschränkung.
Die Polizei war mit einem grossen Aufgebot vor Ort, doch schienen die Beamten auf Kontrollen zu verzichten. Händler und ihre Kunden zeigten sich wenig bereit, auf die jahrhundertealte Tradition zu verzichten. Sie wiesen Angaben der US-Tierschutzorganisation Humane Society International (HSI) zurück, wonach der Verkauf von Hundefleisch deutlich zurückgegangen ist.
«Sie verkaufen einfach nicht mehr an Leute, die sie nicht kennen», sagt der Besitzer eines Ladens für medizinische Kräuter, Liu Zhong, der selbst seit zehn Jahren kein Hundefleisch mehr isst. Andere betrieben ihr Geschäft im Verborgenen oder zeichneten ihre Ware einfach nicht mehr aus.
«Wie jedes andere Fleisch»
Der rund 40-jährige Li Yongwei sagte, Hundefleisch sei wie jedes andere Fleisch: «Man sollte niemanden zu etwas zwingen, was er nicht möchte, so wie man ja auch niemanden dazu zwingen sollte, Buddhist, Muslim oder Christ zu sein», fügte er hinzu. Ein 25-jähriger Büroangestellter glaubt, dass die Regierung das Festival nicht verbieten kann, selbst wenn sie es wollte: «Es ist nun mal Tradition».
Das Festival lässt sich über Jahrhunderte bis zur Ming-Dynastie zurückverfolgen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Xinhua glauben die Menschen, der Verzehr von Hundefleisch gebe ihnen besondere Kraft.
Tierschützer beschreiben das Ritual als äusserst brutal: Viele Hunde würden zu Tode geprügelt oder bei lebendigem Leib ins Wasser geworfen, weil die Leute glaubten, die Angst der Tiere mache das Fleisch besonders schmackhaft.