Hunderte Textilfabriken in Bangladesch werden endgültig geschlossen

Hunderte Textilfabriken in Bangladesch werden ab Dienstag für immer geschlossen. Der Verband der Textilhersteller und -exporteure begründete den Schritt am Montag mit den Protesten der Arbeiter nach dem Einsturz einer Fabrik mit mehr als tausend Toten.

Räumungsarbeiten nach dem Unglück bei Dhaka von Ende April (Bild: sda)

Hunderte Textilfabriken in Bangladesch werden ab Dienstag für immer geschlossen. Der Verband der Textilhersteller und -exporteure begründete den Schritt am Montag mit den Protesten der Arbeiter nach dem Einsturz einer Fabrik mit mehr als tausend Toten.

«Wir haben uns dazu entschlossen, um die Sicherheit unserer Fabriken sicherzustellen», erklärte der Verbandspräsident Shahidullah Azim. Geschlossen werden demnach alle Fabriken in der Industrieregion Ashulia.

Bei dem Einsturz eines achtstöckigen Fabrikgebäudes nahe der Hauptstadt Dhaka vor knapp drei Wochen wurden nach offiziellen Angaben bis Montagabend 2438 Verletzte und 1127 Leichen geborgen. Im Gebäude befanden sich fünf Textilfabriken, eine Bankfiliale und mehrere Geschäfte.

Suche nach Opfer eingestellt

Die Rettungskräfte stellten unterdessen ihre Suche nach Toten und Überlebenden ein. Am Dienstagmorgen solle die Unglücksstelle formell der Distriktverwaltung übergeben werden, sagte ein Sprecher des Katastrophenzentrums. Bagger und Kräne seien weggefahren, sagte ein Anwohner, nur ein paar Soldaten bewachten das Areal noch.

Das Unglück hatte für massive Proteste gegen die Arbeitsbedingungen und mangelnde Sicherheitsvorkehrungen in den Textilfabriken des Landes gesorgt, in denen vor allem auch zahlreiche westliche Marken ihre Kleidung produzieren lassen.

Am Sonntag kündigte die Regierung in Bangladesch höhere Löhne für die Arbeiter der Textilbranche an. Der Durchschnittslohn liegt in der Branche derzeit bei weniger als 40 Dollar im Monat. Besonders problematisch sind die teils lebensgefährlichen Arbeitsbedingungen, da in Bangladesch die Sicherheitsvorkehrungen oft nicht eingehalten werden.

H&M und Zara-Mutter wollen Arbeit sicherer machen

Die beiden weltgrössten Bekleidungsriesen H&M und die Zara-Mutter Inditex wollen nach dem verheerenden Einsturz der Textilfabrik nahe Dhaka künftig zu besseren Arbeitsbedingungen beitragen. Man wolle einer entsprechenden Vereinbarung zustimmen, teilte H&M-Managerin Helena Helmersson am Montag mit.

Ein Inditex-Sprecher bestätigte, dass der spanische Konzern ebenfalls dabei sein werde. Die Internationale Arbeitsorganisation, Gewerkschaften wie IndustriALL und andere haben das auf fünf Jahre angelegte Abkommen ausgehandelt, dessen finaler Entwurf am Mittwoch veröffentlicht würde.

Ein IndustriALL-Sprecher forderte andere Einzelhändler wie Gap und Wal-Mart auf, sich ebenfalls anzuschliessen. Die Vereinbarung beinhalte eine Stärkung der Arbeitsrechte, eine höhere Gebäudesicherheit mit mehr Brandschutz, bessere Ausbildung sowie finanzielle Unterstützung. Calvin-Klein-Mutterkonzern PVH habe signalisiert, sich ebenfalls beteiligen zu wollen.

Das Abkommen soll einen Schlussstrich unter eine Serie von Unglücken in der Textilindustrie von Bangladesch ziehen, die die grossen Bekleidungshersteller in Verruf brachte. Ihnen wird vorgeworfen, die Bewohner des südasiatischen Landes als billige Arbeitskräfte zu missbrauchen.

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