Lamine Diack, der Präsident des Internationalen Leichtathletik-Verbandes, kündigt eine eingehende Prüfung der Dopingvorwürfe gegen die IAAF an. Auch das IOC fordert eine Aufarbeitung.
«Wir werden uns mit dem Problem auseinandersetzen. Das sind zunächst aber Vorwürfe und Behauptungen», sagte Diack am Rand der Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Kuala Lumpur.
Der deutsche Fernsehsender ARD und die britische Zeitung «Sunday Times» haben eine Liste mit 12’000 Bluttests von rund 5’000 Läufern ausgewertet, die aus der Datenbank der IAAF stammt. Mit verdächtigen Blutwerten sollen 800 Athleten aufgeführt sein, die von 2001 bis 2012 bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften gestartet sind. 150 von ihnen haben bei Titelkämpfen Medaillen gewonnen.
«Ich glaube, es besteht die Absicht, diese Medaillen neu zu verteilen», meinte Diack. Der Senegalese betonte, sein Verband sei ein Vorreiter im Anti-Doping-Kampf und habe schon 1993 eine vierjährige Sperre für Doping-Vergehen gefordert. «Da waren wir der einzige Verband, der das gefordert hat.»
Adam Pengilly, Mitglied der IOC-Athletenkommission, hatte die IAAF zuvor aufgefordert, die Anschuldigungen aufzuklären. «Es sind ernstzunehmende Vorwürfe. Die IAAF war zu lange still», sagte der frühere britische Skeleton-Fahrer. Nach der Neuwahl des IAAF-Präsidenten am 19. August in Peking solle «der Schutz der Athleten höchste Priorität haben». Um die Nachfolge von Diack bewerben sich Sergej Bubka und Sebastian Coe.
Das IOC will handeln, wenn die Vorwürfe gegen eine grosse Zahl von Leichtathleten auch Olympia-Ergebnisse betreffen sollten. «Wenn es Fälle im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen geben wird, werden wir sie mit unserer Null-Toleranz-Politik ahnden», erklärte IOC-Präsident Thomas Bach in Kuala Lumpur. Das IOC wolle nun abwarten, zu welchen Ergebnissen die Untersuchung der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) kommen werde.