Die angeschlagene spanische Fluggesellschaft Iberia will angesichts von Millionenverlusten fast ein Viertel ihrer Mitarbeiter entlassen. 4500 Stellen sollen gestrichen werden, um die Arbeitsplätze der übrigen 15’500 Mitarbeiter zu sichern.
Aufgrund von Verlusten in Rekordhöhe sollen auch die Flotte und das Flugangebot schrumpfen. „Iberia kämpft ums Überleben“, sagte Geschäftsführer Rafael Sánchez-Lozano am Freitag. „Die Gesellschaft macht auf allen Märkten Verluste.“ Iberia wolle sich künftig nur noch auf rentable Strecken konzentrieren.
Der Mutterkonzern IAG (International Airlines Group), dem auch British Airways gehört, hatte zuvor für die ersten neun Monate dieses Jahres einen Verlust von 39 Mio. Euro bekanntgegeben. Im Vorjahreszeitraum hatte IAG noch einen Gewinn von 338 Mio. Euro erzielt.
Die jüngsten Verluste gehen nach Angaben des Konzerns auf die roten Zahlen Iberias zurück, die die operativen Gewinne von British Airways mehr als aufzehren. Der Umsatz kletterte zwar um elf Prozent auf 13,6 Mrd. Euro, konnte die gestiegenen Kosten etwa für Treibstoff aber nicht ausgleichen.
„Iberia verliert jeden Tag 1,7 Millionen Euro“, betonte Sánchez-Lozano. Dies liege nicht nur an der Euro-Schuldenkrise und der schwierigen Wirtschaftslage in Spanien. Die Probleme hätten schon zuvor bestanden. Iberia arbeite mit deutlich höheren Kosten als die Konkurrenz, sagte der Manager.
Kürzungen im Europageschäft
Das Flugangebot soll bereits 2013 um 15 Prozent gekürzt werden. Die Flotte will Iberia um 25 Maschinen verkleinern. Die Kürzungen treffen vor allem das Europageschäft. Dadurch soll sich das Ergebnis der Sparte bis zum Jahr 2015 um 600 Mio. Euro verbessern.
Den Gewerkschaften setzte Iberia eine Frist bis zum 31. Januar 2013. „Wenn wir bis dahin keine Einigung erzielen, werden wir noch radikalere Entscheidungen treffen und noch mehr Strecken und Arbeitsplätze streichen müssen“, kündigte der Geschäftsführer an. „Die Zeit spielt gegen uns.“
Kampf gegen Billigflieger
Die Mutter IAG folgt mit den Stellenstreichungen bei Iberia den Beispielen aus Frankreich und Deutschland. Die französisch-niederländische Air France-KLM will gut 5000 Arbeitsplätze abbauen. Bei der Lufthansa stehen allein 3500 Stellen in der Verwaltung zur Disposition. Zudem will die Gesellschaft hunderte Arbeitsplätze ins Ausland verlagern.
Die einstigen Staatsfluglinien kämpfen auf dem Kontinent vor allem mit der Konkurrenz der Billigflieger wie Ryanair und Easyjet. Auf der Langstrecke fordern vor allem die staatlichen Fluglinien aus dem Nahen Osten die europäischen Gesellschaften heraus.
Selbst die Lufthansa, die vergleichsweise gut dasteht, fliegt im Europageschäft jedes Jahr Verluste in dreistelliger Millionenhöhe ein. Einen Grossteil der Direktverbindungen soll ab 2013 deshalb die Tochter Germanwings übernehmen, die teils deutlich geringere Gehälter zahlt. Iberia hatte im Frühjahr die Billigfluglinie Iberia Express gegründet, was einen längeren Streik der Piloten auslöste.