Mit einem Siebdruckkoffer um die Welt reisen, das war Gaspard Weissheimers ursprüngliche Idee. Nun reist er mit einem Druckbus an unterschiedliche Workshops und Festivals in der Schweiz und bringt den Anwesenden mit seiner mobilen Siebdruckstation das Handwerk näher. Diesen Freitag, den 15.8., ist er auf der Kaserne am Basel-Openair anzutreffen.
Eine mit bedruckten Taschen behangene Glastür führt ins Atelier von Gaspard Weissheimer. Der flurartige Raum wirkt zweigeteilt. Bis zur Mitte hat man den Eindruck, in einer Werkstatt zu stehen: Bedruckte Textilien auf Stapeln und an den Wänden, grosse Kästen mit Farbklecksen, eine Trockenstation. Hier istWeissheimers Siebdruck-Bereich, wo er Textilien und anderes für unterschiedliche Auftraggeber mit den gewünschten Motiven bedruckt.
Im hinteren Bereich des Raums arbeitet Weissheimer als Grafiker und Fotograf. «Diese drei Beschäftigungen machen etwa zu je einem Drittel mein Arbeitspensum aus», sagt er. Was seine Arbeitsweise in allen drei Bereichen verbindet: «Mich berühren Dinge, wo man das Haptische rausspürt». Die Perfektion sucht er also nicht in der technischen Genauigkeit, sondern im Gegenteil. Dies fasziniert ihn auch besonders an der Siebdruck-Technik. Ein Sieb wird dabei mit Emulsion beschichtet und anschliessend mit dem Motiv belichtet und ausgewaschen. Danach beginnt der eigentliche Druck.
Die Leute lassen sich schnell integrieren
Seit der 28-Jährige sich nach seinem Abschluss am Hyperwerk vor zwei Jahren selbständig machte, ist er gelegentlich auch ausserhalb seines Ateliers anzutreffen. Mit dem Druckbus, einem roten VW-Bus, der eine mobile Siebdruckstation beinhaltet, bereist er Festivals und gibt Workshops an Schulen und für Interessierte. So war er etwa schon am Fumetto-Comics Festival in Luzern, am Imagine Festival, und heute Freitag zum zweiten Mal am Basel Openair auf der Kaserne. Zudem machte er Workshops in unterschiedlichen Primarschulen, im Vorkurs in Chur, mit der Designboutique Taktil in der Feldbergstrasse sowie im Ahoi Ahoi im Kleinbasel.
Der Druckbus entstand als Bachelorarbeit am Hyperwerk, das Überthema seines Jahrgangs lautete «transkulturelle Gestaltungsforschung». Weissheimers Idee war ursprünglich, einen mobilen Siebdruckkoffer für Reisen in fremde Kulturen zu entwickeln. Diese Idee übertrug er dann auf den Druckbus, beim Koffer hätte er technisch «zu viele Kompromisse» eingehen müssen, sagt er. Und die ursprüngliche Idee der Mobilität sei ja auch hier noch erhalten. Im Laufe der Bachelorarbeit bemerkte Weissheimer schnell das Potential einer solchen mobilen Siebdruckstation: «Der Ablauf ist eigentlich sehr einfach, dadurch lassen sich die Leute schnell integrieren.» Und obwohl der Prozess handwerklich simpel und nachvollziehbar ist, ist der Effekt gross: «Das Endprodukt wirkt professionell, sozusagen wie gekauft».
Jeder Einsatz ist eine neue Herausforderung
Trotz seiner mittlerweile langjährigen Erfahrung mit dem Druckbus, ist Weissheimer vor jedem seiner Einsätze nervös. «Da ist sehr viel unterschiedliches, empfindliches Material, das transportiert werden muss, dadurch kann auch einiges schief gehen.» So seien die Farben und Emulsionen von der Temperatur abhängig. Einmal habe bei einem Workshop mit einer Primarschule auf dem NT-Areal das Belichten der Siebe nicht funktioniert, weil die Sommerhitze das beschichtete Sieb bereits erhärtet hatte. «Kinder in diesem Alter können gnadenlos sein», lacht Weissheimer, von der Erinnerung noch immer etwas gequält. Sie hätten dann improvisiert und T-Shirts mit umliegenden Naturgegenständen wie Blättern gedruckt, «mit dem Resultat waren sie dann zufrieden».
Zu solchen Pannen komme es zwar nur selten, trotzdem sei jeder Einsatz eine neue Herausforderung: «Vor den Workshops und Festivals habe ich jeweils keine Ahnung, was genau für Menschen kommen und wie viel sie schon über die Technik wissen. Oft brauchen die Leute ganz unterschiedlich viel Zeit und Aufmerksamkeit, bis sie das System verstehen.» In dieser Problematik, welche wohl auch den meisten Lehrern bekannt ist, sieht Weissheimer aber auch das Spannende. Er könne dadurch keinen «Vortrag runterrattern», und der Inhalt bleibe lebendig, so wie das Publikum auch.
Je nach Anlass entscheidet Weissheimer, wie spielerisch oder pragmatisch er seinen Einsatz angehen will. «Bei den Festivals ähnelt meine Anwesenheit mit dem Druckbus eher einem Auftritt: Die Leute wollen selten allzu viel mitdenken oder selbst probieren. Lieber schauen sie mir zu und freuen sich auf ein schnelles, schönes Endprodukt.» Deshalb verzichtet er bei Festivals bisher auch darauf, dass die Leute die Siebe mit eigenen Motiven bedrucken, denn der Weg vom blanken Sieb bis zum bedruckten Textil dauert etwa zwei Stunden. Für Orte, wo das Siebdrucken nicht im Zentrum steht, sei dies meist entschieden zu lang. Bei den Workshops hingegen können die Teilnehmer ihre eigenen Motive drucken. «Primarschüler bereiten ihre Motive oft schon im Vorfeld vor», sagt er, bei Vorkursstudenten hingegen sei auch der Prozess der Gestaltung dynamischer.
Eine Siebdruckreise nach Mozambique ist in Planung
Manchmal hat Weissheimer Lust, sich nur noch auf seine Siebdruck-Projekte zu spezialisieren: «Ich liebe es, Kindern und Erwachsenen die Faszination für das Handwerk weiterzureichen. Zudem habe ich immer schon gerne mit den Händen gearbeitet». Nach der Steinerschule reiste er mit einem Zelt und einem Fahrrad nach Irland, beides hatte er selbst gebaut. Er sagt: «Der direkte Kontakt mit den Menschen und das Handwerk fehlen mir manchmal am Computer bei der Design- und Grafikarbeit.» Ob er sich in Zukunft auf einen Bereich spezialisieren will, oder vielleicht auch etwas ganz anderes machen möchte, kann Weissheimer nicht sagen. «Ich weiss einfach, dass ich immer ein Stückchen weiter kommen möchte. Doch wohin genau mich das führt, weiss ich noch nicht.»
Ideen hat Weissheimer viele. So tüftelt er etwa an der Herstellung von Siebdruckelementen für Zuhause, das Interesse dafür sei gross. Zudem wurde er für ein Siebdruckprojekt in Mozambique angefragt. Das Projekt ist noch nicht spruchreif, würde ihn aber sehr reizen: «So eine Reise würde die ursprüngliche Idee der transkulturellen Siebdrucktechnik auch wieder aufgreifen!»