Viele Migrantenkinder besuchen neben der Regelschule auch noch Kurse in ihrer Muttersprache. Dieser Unterricht für heimatliche Sprache und Kultur (HSK) soll besser mit dem Regelunterricht verknüpft und langfristig ganz in die öffentliche Schule integriert werden.
Dies fordert die InteressenGemeinschaft Erstsprachen (IGE). Der HSK-Unterricht finde oft vom Regelunterricht getrennt statt, unbeachtet und unter prekären Bedingungen, schreibt die IGE in einem am Montag veröffentlichten Bericht der Gewerkschaft VPOD.
Eine Studie aus dem Jahr 2012 zeige zum Beispiel, dass nahezu 40 Prozent der HSK-Lehrpersonen höchstens 20 Franken pro Stunde verdienten. Der Unterricht finde meist zu Randzeiten statt, es komme kaum zum Austausch mit anderen Lehrpersonen des Schulhauses.
Die IGE stellt mehrere Forderungen auf, um die Situation für die HSK-Lehrpersonen zu verbessern. So sollen diese etwa zu Schulanlässen oder schulinternen Weiterbildungen eingeladen werden und Zugang zum Lehrerzimmer erhalten. Die Pädagogischen Hochschulen sollen die Weiterbildungsmöglichkeiten für HSK-Lehrpersonen ausbauen und gratis anbieten.
Des weiteren sollen die HSK-Kurse für alle Kinder geöffnet werden. Langfristig, fordert die IGE, soll der HSK-Unterricht im Rahmen der öffentlichen Schule stattfinden. Allenfalls könnte dann die Lehrpersonen gar vom Kanton angestellt werden. Heute werden die Kurse von privaten Vereinen aus dem Herkunftsland oder von den Botschaften der jeweiligen Länder organisiert und finanziert.
Die IGE betont in ihrer Publikation die Wichtigkeit des HSK-Unterrichts. Er trage bei zu mehr Chancengerechtigkeit für Kinder mit Migrationshintergrund. Der gesellschaftliche Zusammenhalt werde gestärkt, da die Integration der Kinder in die öffentliche Schule sowie die Integration der Familien in die Schweizer Gesellschaft gefördert werde. Wegen der Finanzkrise würden die Budgets der Botschaften für solche Kurse aber derzeit stark gekürzt, wenn nicht gar gestrichen.
Eingeführt wurde der HSK-Unterricht in der Schweiz in den 1960er-Jahren für die Kinder der Arbeitsmigranten aus Italien. Heute gibt es allein im Kanton Zürich Angebote in 26 Sprachen, die von rund 10’000 Schülern besucht werden. Neben Französisch und Spanisch wird unter anderem auch Chinesisch, Portugiesisch, Russisch, Finnisch oder Kurdisch angeboten.