Das vergangene Jahr hat das IKRK vor grosse Herausforderungen gestellt – neue und andauernde Konflikt hielten es in Atem. Millionen Menschen vor allem im Nahen Osten und Afrika waren und sind auf Hilfe angewiesen, wie das IKRK am Montag in seinem Jahresbericht festhielt.
Insgesamt war das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in 80 Ländern aktiv. Die grösste Operation lief in Somalia. Neben alten Konflikten musste die humanitäre Organisation auch auf neue wie in Libyen oder Syrien rasch und flexibel reagieren, wie der scheidende IKRK-Präsident Jakob Kellenberger vor den Medien in Genf sagte.
„Die Geschwindigkeit und das Ausmass der Ereignisse von 2011 und die riesigen humanitären Bedürfnisse, die dadurch entstanden, stellten grosse Herausforderungen dar, um rechtzeitig und effektiv reagieren zu können“, sagte Kellenberger.
Das schlägt sich auch in den Zahlen nieder: 2011 gab das IKRK 939,2 Mio. Franken vor Ort aus, allein die Arbeit in Somalia verschlag 92 Millionen Franken – mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr.
Vielfältige Ursachen
Nicht nur die Folgen des Arabischen Frühlings oder bewaffneter Konflikte verursachten Not und Leid, auch Nahrungsmittelkrisen in verschiedenen Ländern hätten Konflikte angeheizt, schreibt das IKRK.
Dazu kamen Dürren und Überschwemmungen. Die weltweite Wirtschaftskrise habe die Lage noch verschärft. 6,8 Millionen Verletzte und Kranke weltweit versorgte das IKRK im vergangenen Jahr, 4,9 Millionen Menschen erhielten Nahrungsmittel.
Dazu weitete das IKRK seine Hilfe aus zur Bewältigung der Folgen von Konflikten und Katastrophen. Alleine 22 Millionen Menschen hätten von IKRK-Programmen in den Bereichen Wasser, Hygiene oder von Bauprogrammen profitiert. Dies sei eine Verdoppelung gegenüber 2010.
Medizinisches Personal im Visier
Doch nicht überall waren die Helfer des IKRK, des Roten Kreuzes oder des Roten Halbmondes willkommen: Gemäss dem IKRK nahmen die Angriffe auf medizinisches Personal und medizinische Einrichtungen zu – mit dramatischen Folgen für die Opfer, die deshalb oft keine medizinische Hilfe erhielten. Kellenberger betonte, wie wichtig der ungehinderte Zugang zu Hilfsbedürftigen sei.
Versagen der Politik
Es war Kellenbergers letzte Jahresmedienkonferenz als Präsident des IKRK, an dessen Spitze er zwölf Jahre gestanden hatte. Das Amt des 67-jährigen Appenzellers übernimmt am 1. Juli der ehemalige Staatssekretär im Aussendepartement und Schweizer Botschafter bei der UNO in New York, Peter Maurer.