An der Schweizer Grenze haben 2014 die illegalen Einreisen und die Schlepperkriminalität einen Rekordwert erreicht. Das Grenzwachtkorps zog gegenüber dem Vorjahr zudem 15 Prozent mehr Waffen aus dem Verkehr. Die Zolleinnahmen waren rückläufig.
Der Zoll und das Grenzwachtkorps (GWK) hätten 2014 ein intensives Jahr erlebt, insbesondere bei der Migration und bei der Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität und des organisierten Schmuggels, sagte Oberzolldirektor Rudolf Dietrich am Donnerstag an der Jahresmedienkonferenz in Bardonnex GE. Bei der Migration, speziell bei den Flüchtlingsströmen, zeige sich mehr denn je, dass sich internationale Entwicklungen auch auf die Schweiz auswirkten.
Das habe sich auch bei den Terroranschlägen in Paris gezeigt. Damit seien die Sicherheit des Landes und die Diskussionen über Kontrollen an den Grenzen aktueller denn je geworden.
Bei über 700’000 Menschen, welche die Landesgrenze täglich überquerten, sei es jedoch eine Illusion zu glauben, man könne die Grenzen komplett abriegeln, sagte Dietrich. Aus diesem Grund sei eine enge Zusammenarbeit der Behörden im In- und Ausland und der Informationsaustausch umso wichtiger.
384 Fälle von Schlepperkriminalität
Im Vergleich zum Vorjahr stellte das GWK 2014 bei den rechtswidrigen Aufenthalten eine Zunahme um 19 Prozent fest. Die Zahl der Fälle stieg von 11’992 auf 14’265. Die höchsten Zahlen weist nach wie vor das Tessin auf. 6347 Personen stellten ein Asylgesuch (2013: 5339). Zugenommen haben auch die Fälle von Schlepperkriminalität. Sie erhöhten sich von 211 auf 384 Fälle.
Das Grenzwachtkorps fasste 2014 auch zehn Prozent mehr ausgeschriebene Personen, nämlich 18’482 gegenüber 16’741 im Jahr 2013. Davon hatten 3566 ein Einreiseverbot und 5771 waren zur Verhaftung ausgeschrieben. In 2730 Fällen zog das GWK verbotene Waffen aus dem Verkehr, 15 Prozent mehr als im Vorjahr.
Mehr Heroin, weniger Kokain
Bei den Betäubungsmitteln verzeichnete das GWK eine markante Zunahme bei Marihuana: Die sichergestellte Menge betrug 709 Kilogramm gegenüber 416 Kilogramm im Jahr 2013. Beim Heroin nahm die Menge von 40 Kilogramm auf 76 Kilogramm zu. Eine Abnahme war beim Kokain zu verzeichnen, und zwar von 90 auf 58 Kilogramm. Bei LSD, Ecstasy und anderen psychoaktiven Pillen hat sich die beschlagnahmte Zahl von 5309 auf 10’725 Stück fast verdoppelt.
Erstmals wird in der Statistik das mutmassliche Drogengeld ausgewiesen, das vom GWK beschlagnahmt wurde. Es wird auf eine Million Franken beziffert. Mutmassliches Drogengeld bedeutet, dass die Geldbündel stark mit Betäubungsmitteln kontaminiert waren.
Weniger gefälschte Markenartikel, mehr Pillen
Der Schweizer Zoll stellte im Berichtsjahr rund 21 Prozent weniger gefälschte Markenartikel sicher. Total waren es 32’317 gegenüber 41’020 im Vorjahr. Bei den illegalen Medikamentenimporten nahm die Anzahl der beschlagnahmten Sendungen um 129 auf 1225 zu. An der Spitze standen mit 53 % Erektionsförderer vor Schlaf- und Beruhigungsmitteln (13 %) und Schlankheitsmitteln (10 %).
Lebensmittelschmuggel war ebenfalls ein Thema, das die Zollfahndung stark beschäftigt hat, wie Dietrich weiter ausführte. Jedes Jahr würden Hunderte Tonnen von Lebensmitteln in die Schweiz geschmuggelt und damit Millionen an Steuern hinterzogen. Im grössten Fall des letzten Jahres schmuggelte ein Gastronom 40 Tonnen Lebensmittel und hinterzog dabei Steuern in der Höhe von über 30’000 Franken.
Rückgang bei Zolleinnahmen
Die Einnahmen, die über den Zoll in die Staatskasse fliessen, machen rund einen Drittel der Gesamteinnahmen des Bundes aus. Mit 23,6 Milliarden Franken waren dies letztes Jahr rund 500 Millionen Franken weniger als 2013 mit 24,1 Milliarden Franken. Die grössten Einnahmeposten bildeten die Mehrwertsteuer mit 11,7 Mrd. Franken (12,2 Mrd.), die Mineralölsteuer mit 4,9 Mrd. Franken (5 Mrd.) und die Tabaksteuer mit 2,25 Mrd. Franken (2,29 Mrd.).
Leicht rückläufig war auch der Wert der eingeführten Waren. Dieser belief sich auf 185,7 Milliarden Franken gegenüber 186,3 Mrd. Franken im Jahr 2013. Zum Volumen der Auslandeinkäufe der Schweizer Konsumenten existieren laut Dietrich keine Zahlen.