ILO schätzt Zahl der Zwangsarbeiter in Nahost auf 600’000

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind in Ländern des Nahen Ostens rund 600’000 Menschen Opfer von Zwangsarbeit. Das geht aus einem Bericht der Internationale Arbeitsorganisation (ILO) hervor.

Oft Opfer von Zwangsarbeit: Kameltreiber in der Wüste (Symbolbild) (Bild: sda)

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind in Ländern des Nahen Ostens rund 600’000 Menschen Opfer von Zwangsarbeit. Das geht aus einem Bericht der Internationale Arbeitsorganisation (ILO) hervor.

Die ILO stellte die 150-seitige Studie am Dienstag zu Beginn einer zweitägigen Konferenz in Jordaniens Hauptstadt Amman vor. Sie fasst Ergebnisse aus Befragungen in Jordanien, Libanon, Kuwait sowie in den Vereinigten Arabischen Emiraten zusammen.

Die Arbeitsmigration in diesem Teil der Erde sei «gemessen an Ausmass und Anstieg beispiellos», heisst es im Bericht. Die Schätzungen stützen sich auf 650 Interviews, die in einem Zeitraum von zwei Jahren geführt wurden.

Der Bericht behandelt unter anderem die Fälle zahlreicher Hirten, die aus asiatischen Ländern wie Bangladesch, Nepal und Sri Lanka als inländische Arbeitnehmer angeworben und dann zur Kamel- oder Schaftreiberei in der Wüste gezwungen werden.

Hervorgehoben wird auch die «besondere Verletzbarkeit» von Afrikanerinnen und Asiatinnen, die vielfach als Krankenschwestern, Lehrerinnen oder Kellnerinnen angeheuert, dann aber sexuell ausgebeutet würden.

Viele Arbeiter hätten zudem Schulden, da die Rekrutierungsstellen ihnen durchschnittlich 550 Dollar, manchmal aber auch «sehr viel mehr» in Rechnung stellen würden, heisst es im Bericht mit dem Titel «Betrogen und Gefangen – Menschenhandel im Nahen Osten». Die ILO fordert vor allem bessere Schutzmassnahmen «in den Herkunfts- sowie den Empfängerländern».

Ausserdem wird eine Reform des sogenannten Kafala-Prinzips gefordert. Dieses sieht eine Bürgschaft eines Einheimischen für den Arbeiter beim Visum und Aufenthaltsrecht vor, die meist direkt vom Arbeitgeber übernommen wird. Dies sei allerdings «problematisch», da es ein extrem ungleiches Machtverhältnis schaffe, kritisiert die ILO.

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