2015 war erneut ein blutiges Jahr für den Journalismus. Laut der Organisation Reporter ohne Grenzen wurden weltweit 110 Journalisten getötet worden. Mindestens 67 von ihnen und damit einer mehr als im Vorjahr wurden gezielt wegen ihrer Arbeit umgebracht.
In den übrigen Fällen seien die Tatmotive nicht eindeutig geklärt, teilte die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) am Dienstag mit. Darüber hinaus seien im vergangenen Jahr 25 Bürgerjournalisten und sieben Medienmitarbeiter getötet worden.
Journalisten lebten nicht nur in Krisenregionen gefährlich, hiess es in der ROG-Jahresbilanz zur Pressefreiheit. Fast zwei Drittel der Todesfälle seien ausserhalb von Kriegsgebieten registriert worden, etwa in Frankreich. Beim Anschlag auf die Satire-Zeitung «Charlie Hebdo» in Paris waren im Januar acht Journalisten getötet worden.
«In viel zu vielen Ländern riskieren Journalisten ihr Leben, wenn sie über brisante Themen recherchieren oder die Mächtigen kritisieren», erklärte ROG-Vorstandssprecherin Britta Hilpert.
Irak und Syrien am gefährlichsten
Die gefährlichsten Länder für Journalisten sind dem Bericht zufolge weiterhin der Irak und Syrien, wo jeweils mindestens neun Journalisten wegen ihrer Arbeit getötet worden seien. Im Bürgerkriegsland Syrien, wo sich Regierungstruppen, Dschihadisten und Rebellen bekämpfen, stünden Journalisten seit Beginn des Konflikts im Frühjahr 2011 zwischen allen Fronten.
Im irakischen Mossul, einer Hochburg der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), hätten die Extremisten reihenweise Journalisten entführt, vertrieben und ermordet, um eine unabhängige Berichterstattung zu unterdrücken, hiess es in der Jahresbilanz.
Aber auch in Ländern wie Indien und Mexiko könne ein Journalist in Lebensgefahr geraten, wenn er über das organisierte Verbrechen und dessen Verbindungen zur Politik berichte.
Die in vielen Ländern verbreitete Straflosigkeit für Verbrechen gegen Journalisten trage zur anhaltenden Gewalt gegen kritische Stimmen bei, beklagte ROG. Oftmals liessen der mangelnde politische Wille oder die instabilen Verhältnisse vor Ort keine ordentlichen Untersuchungen zu.
Vor zwei Wochen hatte die Organisation den ersten Teil ihrer Jahresbilanz zur Pressefreiheit vorgelegt. Demnach werden derzeit weltweit 54 Journalisten als Geiseln festgehalten. 153 Medienvertreter sitzen demnach in Haft. Acht Journalisten gelten als «verschwunden».