Im Letzigrund und der Innenstadt wird ab heute mit den Leichtathletik-Europameisterschaften 2014 ein Sportfest zelebriert. Zürich will seinen guten Ruf als Leichtathletik-Destination festigen.
Zürichs Renommée als Organisator eines alljährlichen Weltklasse-Meetings ist unbestritten. Nun soll Zürich auch zur Stadt der Europameisterschaften werden, nachdem in den letzten Jahren der alljährliche Höhepunkt der Leichtathleten in Moskau, Daegu (SKor) oder Barcelona in den jeweiligen Metropolen bloss als Anhängsel wahrgenommen wurde.
Die Crew um Patrick Magyar verkaufte die 22. kontinentalen Titelkämpfe seit dem Zuschlag im Frühjahr 2010 konsequent als Event und nicht bloss als Sportanlass, bei dem 49 Medaillensätze vergeben werden. Die Leistungen der Aktiven stehen zwar im Mittelpunkt, doch tägliche Showacts im Stadion, das herumalbernde Maskottchen Cooly oder ein grosses City Festival auf dem Sechseläutenplatz mit der Präsenz des «House of Switzerland» runden das EM-Programm ab.
Der 35 Millionen Franken teure Grossevent weist Dimensionen auf, die für die Schweiz in vielerlei Hinsicht einzigartig sind: 1439 Athletinnen und Athleten aus sämtlichen 50 Mitglieds-Nationen des europäischen Leichtathletik-Verbandes (EAA) sind gemeldet, 2100 Volunteers sowie das Militär sorgen für einen reibungslosen Ablauf, über 150 km Kabel wurden verlegt, hinter dem Letzigrund entstand ein zweistöckiges Container-Dorf mit 110 Containern (20 Reportage-Wagen und 40 weitere Materialwagen stossen noch hinzu), eine Fläche von 8000 Quadratmetern wurden mit Zelten überdacht, 180 Fahrzeuge werden permanent im Einsatz stehen, allein für die beteiligten Verbände und Gäste hat das OK 25’000 Übernachtungen gebucht – Zuschauer nicht eingerechnet – oder die SRG als Host Broadcaster steht vor der grössten Produktion ihrer Geschichte.
Die Schweizer Einsätze von heute Dienstag
Stabhochsprung, Frauen (Qualifikation ab 10.30 Uhr): Nicole Büchler will an ihrem sechsten Grossanlass erstmals einen Final erreichen. Hierfür muss die 30-jährige Bielerin, die mit der Saisonbestleistung von 4,55 m als Nummer 7 der Meldeliste an den Start geht, 4,50 m oder mindestens Platz 12 in der Qualifikation schaffen. Geringe Chancen auf den Finaleinzug hat die frühere Kunstturnerin Anna Katharina Schmid (LC Zürich).
400 m Hürden, Männer (Vorläufe ab 11 Uhr): Kariem Hussein ist neben den Marathonläufern die grosse Schweizer Hoffnung bei den Männern. Der 25-jährige Medizinstudent aus dem Kanton Thurgau ist mit der persönlichen Bestleistung von 49,08 Sekunden die Nummer 5 im Feld der 36 Athleten. Für den französisch-schweizerischen Doppelbürger Jonathan Puemi (Bestzeit 50,70) wäre der Einzug in die Halbfinals bereits ein Erfolg.
100 m, Frauen (Vorläufe ab 11.43 Uhr): Mujinga Kambundji lief in diesem Jahr mit 11,33 Sekunden Schweizer Rekord. Für die 22-jährige Bernerin, die Nummer 17 der Meldeliste, ist der Halbfinal der besten 24 das Mindestziel. Enger könnte es für Marisa Lavanchy (Bestzeit 11,47) werden. Die 24-jährige Waadtländerin trifft in ihrem Vorlauf unter anderen auf die Jahresschnellste Dafne Schippers (Ho).
Dreisprung, Männer (Qualifikation ab 13.12 Uhr): Der zehnfache Schweizer Meister Alex Hochuli profitierte davon, dass im Dreisprung die vom europäischen Verband definierte Mindestanzahl gemeldeter Athleten nicht erreicht wurde. Der Zürcher kann in seiner Heimat nur gewinnen. Seine persönliche Bestweite liegt bei 16,47 m, für die Final-Qualifikation müsste er 16,65 m oder in die Top 12 springen.
100 m Hürden, Frauen (Vorläufe ab 13.30 Uhr, Halbfinals ab 20.56 Uhr): Mit den beiden Emmentalerinnen Noemi Zbären und Lisa Urech hat Swiss Athletics zwei Eisen im Feuer. Zbären lief an den SM erstmals in ihrer Karriere unter 13 Sekunden und ist die Nummer 10 der Meldeliste. Urech meldete sich nach von Verletzungen und Rückschlägen geprägten Jahren mit 13,02 in Frauenfeld rechtzeitig zurück. Bei einem optimalen Wettkampfverlauf liegt für beide sogar die Final-Qualifikation drin.
100 m, Männer (Vorläufe ab 18.28 Uhr): Für der Zürcher Sprintprofi Amaru Schenkel ist die Halbfinal-Qualifikation bei seiner dritten EM-Teilnahme ein Muss. Mit 10,26 Sekunden hält er die aktuelle Saisonbestzeit. Auch dem überraschenden Schweizer Meister Pascal Mancini könnte als Viertschnellster seiner Serie, gemessen an der Saisonbestzeit, der direkte Einzug in die Halbfinals gelingen.
800 m, Männer (Vorläufe ab 19.05 Uhr): Als Nummer 19 der Saison liegt für Hugo Santacruz die Qualifikation für die Halbfinals der besten 16 im Bereich des möglichen.Der frühere Zehnkämpfer wird von der ehemaligen Weltklasseläuferin Cornelia Bürki trainiert.
Weitsprung, Frauen (Qualifikation ab 20.07 Uhr): Als Fünfte sorgte Irene Pusterla an den EM 2012 in Helsinki für das beste Schweizer Einzelergebnis. Für den Finaleinzug in Zürich muss die Tessinerin, die für die EM-Saison ihr Studium in Lausanne unterbrochen hat, über sich hinauswachsen. 6,65 m oder ein Platz in den Top 12 sind in der Qualifikation gefordert.