Im vergangenen Jahr sind bei Zugunfällen in der Schweiz 28 Personen ums Leben gekommen – 15 mehr als im Jahr zuvor. Unter den Opfern war allerdings kein einziger Passagier.
Getötet wurden Bahnangestellte, Unbefugte wie Fussgänger im Tunnel und Autofahrer, die auf die Geleise gerieten. Dies geht aus den Zahlen zum Jahr 2012 hervor, die das Bundesamt für Verkehr (BAV) am Freitag in Ittigen BE präsentierte. Insgesamt ereigneten sich auf dem Schweizer Bahnnetz 102 Unfälle – gleich viele wie im Jahr zuvor.
45 Personen haben sich dabei schwere Verletzungen zugezogen, 2011 waren es 60. Nur ein Drittel davon waren Passagiere, bei den anderen Opfern handelt es sich ebenfalls um Personal, Autofahrer und Unbefugte.
Letztere haben beispielsweise trotz eines Verbots die Geleise überquert, sassen auf der Perronkante oder sind auf Bahnwagen geklettert. Im vergangenen Juni starb ein 23-jähriger Kanadier, als er in Grindelwald BE auf einen Wagen stieg und von einem Stromschlag getroffen wurde.
Leichtsinn und Gedankenlosigkeit
Zudem sind immer wieder Fussgänger in Tunnels unterwegs. Im Juli wurde eine ebenfalls 23-jährige amerikanische Touristin getötet, die in der Nähe von Interlaken BE durch einen Tunnel marschierte und vom Zug erfasst wurde. Auch Passanten und Autofahrer, die mit ihren Wagen auf die Geleise geraten, machen einen grossen Teil der Bahnverkehrsopfer aus.
Häufigster Grund für die tödlichen Unfälle waren denn auch Leichtsinn und Gedankenlosigkeit, wie aus den BAV-Zahlen hervorgeht.
Die Zahl der Toten im Eisenbahnverkehr war 2011 mit 13 Opfern auf ein Allzeittief gesunken. Noch 1990 starben 87 Personen bei Zugunfällen – Suizide nicht mitgezählt.
Unter den Passagieren gab es 2012 keine Toten, aber 15 Schwerverletzte. Zu einem grossen Teil sind die Opfer ältere Menschen, die beim Aussteigen aus dem Zug stürzen, wie BAV-Sprecherin Olivia Ebinger zur Nachrichtenagentur sda sagte.
Ungewöhnliche Häufung
Nach mehreren Kollisionen, Entgleisungen und Unfällen auf Bahnübergängen rückte die Sicherheit im Bahnverkehr in den vergangenen Wochen ins öffentliche Interesse.
Am 10. Januar stiessen in Neuhausen SH ein SBB-Doppelstockzug und eine Thurbo-Komposition zusammen. Der Thurbo-Lokführer hatte ein Haltesignal missachtet. 26 Passagiere wurden leicht verletzt. Am 16. Februar entgleiste ein Nachtzug der S-Bahn bei Uster ZH auf offener Strecke. Die 125 Fahrgäste kamen mit dem Schrecken davon.
Zudem gab es bis Mitte März zahlreiche weitere Entgleisungen, Auffahr- und Rangierunfälle.
Allerdings sieht das BAV laut Sprecherin Ebinger keinen Zusammenhang zwischen den Unfällen. Deshalb werden auch keine unmittelbaren Konsequenzen gezogen. Zum gleichen Schluss kam auch die SBB. Sie hält zwar die Häufung der Unfälle für ungewöhnlich, erkennt aber keinen gemeinsamen Nenner.