Die Kinderschutzgruppe des Zürcher Kinderspitals hat sich 2011 mit 484 Fällen von Kindsmisshandlungen befassen müssen. Dies sind 3 weniger als im Rekordjahr 2010. Markant gestiegen ist der Anteil von sexuell ausgebeuteten Knaben. Er stieg von 29 auf 65.
Unter den Begriff Kindsmisshandlungen fallen unter anderen körperliche Misshandlung, psychische Misshandlung, Vernachlässigung und sexuelle Ausbeutung.
An erster Stelle bei den Kindsmisshandlungen stand wie im Vorjahr sexuelle Ausbeutung: In 40,2 Prozent aller Fälle (195) war sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im Spiel, wie die Kinderschutzgruppe und die Opferberatungsstelle des Kinderspitals Zürich am Freitag mitteilten.
Im 2010 lag diese Zahl bei 33 Prozent. Abgenommen hat im Vergleich zum Vorjahr hingegen der Anteil minderjähriger Täter bei sexuellen Übergriffen. Er sank von 32 Prozent auf 26 Prozent.
Deutlich gestiegen ist die Anzahl Meldungen wegen gesicherter oder vermuteter sexueller Ausbeutung von Knaben. Im Jahr 2011 waren in 65 Fällen Knaben betroffen, im Vorjahr waren es 29. In 130 Fällen wurden im vergangenen Jahr Mädchen sexuell ausgebeutet.
Auch von körperlicher Gewalt sind immer mehr Knaben betroffen, 2011 waren es 94, im Vorjahr 70. Es müsse offen bleiben, ob wirklich mehr Knaben Opfer von Misshandlungen geworden seien oder ob mehr Knaben, respektive deren Eltern es wagten, sich als Opfer zu outen, heisst es in der Mitteilung. Zwei Kinder starben an den Folgen von Misshandlungen.
Opfer melden sich häufiger bei der Polizei
„Markant verändert“ hat sich gemäss Mitteilung das Verhalten der Opfer nach einem sexuellen Übergriff: Die Kinderschutzgruppe habe in einer solchen Situation stets zu einer Strafanzeige geraten.
Im Jahre 2010 folgten jedoch nur 37 Prozent der Opfer eines gesicherten sexuellen Übergriffs diesem Rat. 2011 hingegen machten 70 Prozent der Opfer eine Meldung an die Polizei.
Dies zeige, dass sich die einfühlsame Befragung der besonders dafür ausgebildeten Polizeibeamtinnen und -beamten herumspreche. Die Einschätzung, eine Anzeige bei der Polizei löse automatisch eine erneute Traumatisierung des Opfers aus, erweise sich immer mehr als falsch.