Die Siedlungsfläche in der Schweiz hat innert 24 Jahren um 584 Quadratkilometer zugenommen. Das entspricht der Grösse des Genfersees oder zehnmal der Fläche Manhattans. Die Landwirtschaftsfläche ist in der selben Zeit deutlich zurückgegangen.
Zwischen 1985 und 2009 wurde rund ein Siebtel der Landesfläche umgestaltet, wie die am Freitag veröffentlichte Arealstatistik des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigt. Georges-Simon Ulrich, Direktor des Bundesamtes für Statistik (BFS), sprach vor den Medien in Bern vor einer «starken Wandlung» innert der untersuchten 24 Jahre:
Die Siedlungsfläche nahm in der selben Zeit um fast einen Viertel zu. Besonders stark war das Wachstum zwischen Genf und Lausanne sowie zwischen Olten und Zürich, aber auch im ländlichen Raum des Mittellandes.
Das Siedlungswachstum schwächte sich jedoch zuletzt ab. In der ersten Hälfte der untersuchten Zeitperiode war es stärker als in der zweiten. Das Wachstum verlagerte sich zudem: In den letzten zwölf Jahren nahm die Siedlungsfläche vor allem in ländlichen und touristischen Gemeinden zu, während vorher vor allem grössere Orte betroffen gewesen waren.
Die neuen Siedlungsflächen entstanden zu 90 Prozent auf Kulturland, vor allem auf Wiesen, Weiden und Ackerland. Siedlungsflächen bedeuten aber nicht automatisch zubetonierte Böden: Rund ein Drittel der Siedlungsflächen ist nicht versiegelt.
1,1 Quadratmeter pro Sekunde geht verloren
Innert den untersuchten 24 Jahren verschwand in der Schweiz Landwirtschaftsfläche in der zehnfachen Grösse des Zürichsees. Das entspricht einem Rückgang von 5,4 Prozent. Pro Sekunde gingen 1,1 Quadratmeter Kulturland verloren.
Am stärksten war der Rückgang im Mittelland mit 1,6 Quadratmeter pro Sekunde. Die verschwundenen Landwirtschaftsflächen wurden mehrheitlich in Siedlungsflächen und zu einem kleineren Teil in Wald, Gehölze und unproduktive Flächen verwandelt.
Die Waldfläche hat innert 24 Jahren um 3,1 Prozent zugenommen. Der Zuwachs beschränkte sich hauptsächlich auf den Alpenraum; im Mittelland blieb die Waldfläche praktisch gleich.
Stabil blieb insgesamt auch der Anteil der so genannten unproduktiven Flächen – obwohl ein Viertel der Gletscher verschwand. Zugenommen haben im Gegenzug die vegetationslosen Flächen wie Felsen oder Geröll.
Ziel nicht erreicht
«Unsere Siedlungspolitik ist noch nicht nachhaltig genug», urteilte Maria Lezzi, Direktorin des Bundesamts für Raumentwicklung (ARE), angesichts dieser Zahlen. Der Kulturlandverlust sei nach wie vor hoch; vor allem im Mittelland verschwänden hochwertige Ackerböden.
Die Siedlungsfläche pro Person liege nun bei über 400 Quadratmeter; das vom Bundesrat formulierte Ziel wurde damit knapp verfehlt. «Es besteht weiterhin Handlungsbedarf, um die Zersiedelung zu stoppen und das Kulturland zu schützen», sagte Lezzi. Das vom Volk angenommene revidierte Raumplanungsgesetz sei ein politischer Auftrag zum Handeln.
Laut BFS-Direktor Ulrich wären die bebaubaren Flächen der Schweiz in etwas mehr als 400 Jahren verbaut, wenn das Siedlungswachstum wie in den letzten 24 Jahren weitergehen würde.