Fast zwei Jahre nach dem verheerenden Einsturz der Rana-Plaza-Fabriken in Bangladesch herrschen dort nach Angaben von Menschenrechtlern noch immer unwürdige Arbeitsbedingungen. Die Textilarbeiterinnen litten unter Attacken, sexuellen Beschimpfungen und Überstunden.
Weiter seien fehlender Mutterschutz und verspätete oder nicht vollständige Lohnzahlungen ein Problem. Für den am Mittwoch in Dhaka vorgestellten Bericht befragte Human Rights Watch (HRW) mehr als 160 Arbeiter in 44 Fabriken im armen südasiatischen Land.
Die Regierung Bangladeschs und die Auftraggeber arbeiteten zwar an einer Verbesserung der Fabriksicherheit, erklärte HRW weiter. Doch sollte mehr getan werden, etwa für die Rechte der Arbeitenden zur Bildung von Gewerkschaften.
«Wenn Bangladesch ein zweites Rana Plaza verhindern will, muss es seine Arbeitnehmerrechte effektiv durchsetzen», erklärte der stellvertretende HRW-Asien-Chef Phil Robertson. Beim Unglück am 24. April 2013 kamen mehr als 1100 Menschen ums Leben. Etwa 2500 Menschen wurden verletzt.
Keine Gewerkschaften
Wer eine Gewerkschaft gründe, müsse mit Drohungen rechnen, erklärte HRW. Die befragten Arbeiter berichteten auch von Einschüchterungen oder sogar tätlichen Angriffen.
Keine der Fabriken im Rana-Plaza-Gebäude hatte Gewerkschaften. Die Arbeiter wurden am Unglückstag ins Gebäude gezwungen, obwohl es schon Risse hatte. Bislang gibt es laut HRW nur in zehn Prozent der Fabriken in Bangladesch Gewerkschaften.