Den 1. August mit einem Brunch auf dem Bauernhof einzuläuten, ist für viele Schweizerinnen und Schweizer Tradition. In diesem Jahr wird mit bis zu 150’000 Besuchern gerechnet. Allerdings machen immer weniger Bauern beim Brunch mit.
Am 1. August werden in diesem Jahr 364 Bauernbetriebe zum Brunch einladen. Vor 20 Jahren waren es noch 535, wie Brigitte Süess vom Schweizer Bauernverband (SBV) am Montag sagte. Süess bestätigte damit eine Meldung der Zeitung «Blick». Somit machen heute rund ein Drittel weniger Betriebe mit als 1994.
Damals fand der 1.-August-Brunch auf dem Bauernhof erst zum zweiten Mal statt. Weil der Nationalfeiertag 1994 erstmals auch ein offizieller Feiertag war, kamen die Besucher in Scharen. Geschätzte 120’000 Menschen assen damals auf einem der 535 Bauernhöfe ihr «Z’morge».
Trotz 200 Höfen weniger bleibt die Zahl der Plätze aber gleich, wie die beim SBV für das Projekt verantwortliche Süess sagt. Sie rechnet in diesem Jahr mit knapp 150’000 Besuchern, weil die Bauern wegen des Ansturms rund ein Viertel mehr Gäste bewirten werden als es offiziell Plätze gibt.
Riesiger Aufwand
Trotz des Erfolges sind viele Bauern aus dem 1.-August-Brunch ausgestiegen und der SBV bekundet Mühe, neue zum Mitmachen zu motivieren. «Viele Bauern waren von Anfang an dabei. Sie hören nach 20 Jahren auf oder machen eine Pause», erklärte Süess den Schwund.
Der Aufwand für einen Brunch sei riesig, der Gewinn dagegen klein. Nach einer bis zwei Wochen intensiver Vorbereitung schaue für einen Hof ein Gewinn von 1000 bis 2000 Franken heraus.
Führe ein Hof auch während des Jahres Anlässe wie Brunches durch oder betreibe Agrotourismus, bleibe er eher mit von der Partie. «Wer dagegen jedes Jahr die Scheune ausräumen, zusätzliche Toiletten aufstellen oder Kühlschränke und Geschirrspüler organisieren muss, steigt eher aus.»
Im Sommer hätten die Bauern ohnehin viel Arbeit. Zudem seien in der Zwischenzeit viele Höfe in neue Hände gekommen. «Und die Jungen wollen vielleicht etwas anderes machen.»
«Sympathischer Anlass»
Für den Bauernverband selbst ist der 1.-August-Brunch auf dem Bauernhof ein Gewinn. Er hat das Ansehen des Bauernstandes in der Bevölkerung aufpoliert. «Immer mehr Menschen leben in Städten oder Agglomerationen. Der Brunch ist ein sympathischer Anlass, bei dem die Bauern zeigen können, was sie tun.»
Um neue Bauern zum Mitmachen zu bewegen, startet der SBV im kommenden Jahr zusammen mit dem Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband (SBLV) ein Pilotprojekt. Unter dem Label «Swiss Tavolata» sollen Bauernfamilien am 1. August nur wenigen Gäste «am eigenen Küchentisch» ein Frühstück anbieten, wie Süess erklärte.
«Swiss Tavolata» selbst startet bereits in diesem September. Der SBLV hofft mit seinem Projekt an den Erfolg der Sendung «Landfrauenküche» des Schweizer Fernsehens SRF anknüpfen zu können. Gemäss dem Konzept sollen Bäuerinnen und Bauern künftig auf Bestellung Gäste bewirten.