Vor 50 Jahren haben Tierschützer im Thurgau fünf Biber ausgewildert. Mit 500 Exemplaren ist der Bestand heute schweizweit am höchsten. Die Ausbreitung des tierischen Baumeisters sorgt oft für Ärger.
200 Jahre lang war der Biber aus der Schweiz verschwunden. Ausgerottet durch die Menschen, welche das Fleisch des als Fisch geltenden Säugetiers auch während der Fastenzeit assen und sein Drüsensekret Bibergeil als Potenzmittel verwendeten. 50 Jahre nach der ersten Wiederansiedlung ist der Biberbestand im Thurgau auf 500 Exemplare angewachsen und ist damit der grösste in der Schweiz von rund 2800 Tieren.
Zum Jubiläum zeigt das Naturmuseum Thurgau die Sonderausstellung «Baumeister Biber. 50 Jahre Biber im Thurgau: eine Rückkehr mit Nebengeräuschen». 1966 entliessen der Thurgauer «Bibervater» Anton Trösch und seine Helfer die ersten beiden Biber bei Bottighofen am Bodensee in die Freiheit.
Irrtümlich zwei Männchen ausgesetzt
Die Freilassung von Olaf und Haakon sei allerdings unter keinem guten Stern gestanden, sagte Museumsdirektor Hannes Geisser bei einem Medienrundgang am Mittwoch. Irrtümlicherweise hatten die Freiwilligen zwei Männchen ausgesetzt. Das eine, Haakon, wanderte nach Graubünden ab, wo er später überfahren wurde. Es ist zusammen mit einem anderen Präparat vor einem angeknabberten Gartenzaun in der Ausstellung zu sehen.
Von den 18 ausgesetzten Bibern überlebte nur rund ein Drittel. Vom einzigen erfolgreichen Aussiedlungsprojekt am Nussbaumersee oberhalb von Frauenfeld verbreiteten sich die Biber entlang der Thur und wanderten bis in die Nordostschweiz aus. Gemäss der jüngsten Erhebung von 2014 gebe es im Thurgau 140 Reviere, in welchen jeweils ein Elterntier mit ein- und zweijährigen Jungtieren leben, sagte Geisser.
Schäden an Dämmen und Strassen
«Die Rückkehr der Biber ist das Flaggschiff der Naturschützer, doch es gibt auch Nebengeräusche», sagte der Biologe. Das streng geschützte Nagetier sei nicht überall gern gesehen, weil es mit dem Bau von Dämmen ganze Landschaften verändert, was manchmal zu Schäden an Dämmen, Kanalböschungen, Strassen und anderen Infrastrukturen führt.
Diese gehen ins Geld. Laut einer Schätzung des Bundes betragen die Reparaturkosten rund eine Million Franken pro Jahr. Eine Standesinitiative des Kantons Thurgau verlangt, dass der Bund für die Schäden aufkommt. Der Ständerat lehnte die Standesinitiative ab, im Nationalrat wurde sie noch nicht behandelt.
Die Zukunft der Biber stehe unter einem guten Stern, glaubt Geisser. Obwohl es den Tieren ausser dem Strassenverkehr an Feinden fehle, flache ihre Ausbreitung zunehmend ab, weil der Lebensraum beschränkt sei. «Die Tiere verteidigen ihr Territorium bis in den Tod», sagte Geisser. Dank dem neuen Gewässerschutzgesetz, das die Renaturierung der Flüsse und Bäche vorsieht, verbesserten sich die Lebensbedingungen der geschützten Tiere langfristig.
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