Für ein Chalet sollen schon einmal 250’000 Franken Miete gezahlt worden sein während des WEF. Das mag ein Extremfall sein. Doch die Preise steigen in Davos jeweils in den Himmel. Die Abzockerei gefällt nicht allen.
Die Tourismusorganisation Destination Davos Klosters sorgt sich um das Image des Ortes, wenn schon eine einfache Wohnung mehrere tausend Franken pro Woche kostet. Die horrenden Preise könnten ein falsches Bild vermitteln, sagte Sprecher Nuot Lietha der sda. «Wenn nicht gerade WEF ist, kann man in Davos nämlich preiswert übernachten.»
Das Weltwirtschaftsforum (WEF) selber hat ebenfalls kein Interesse daran, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Fantasiepreise für ein Bett hinblättern müssen. Am Jahrestreffen nähmen Vertreter der Zivilgesellschaft, der Wissenschaft oder der Medien teil, sagte WEF-Kommunikationschef Adrian Monck. Diese wollten eine Übernachtungsmöglichkeit zu vernünftigen Preisen.
Weisse Liste gegen Abzocker
Darum wurde vor zwei Jahren die Initiative «Spirit of Davos Partners» lanciert. Wer auf dieser weissen Liste steht, verpflichtet sich, während des WEF keine Wucherpreise zu verlangen. Der maximal zulässige Aufschlag beträgt 10 Prozent auf den höchsten Saisonpreis, wie Lietha erklärte. Das sei gerechtfertigt, weil das WEF für die Anbieter auch einen Mehraufwand bedeute.
Auch dieses Jahr gibt es die weisse Liste. Darauf stehen einige Dutzend Anbieter, vor allem Hotels und Agenturen. Lietha ist überzeugt, dass die positive Bewertung etwas bewirkt. Tatsächlich sind die Preise in den letzten Jahren nicht mehr so rasch gestiegen.
Doch glauben nicht alle, dass dies mit der weissen Liste zusammenhängt. Vielmehr sei das Angebot laufend gewachsen, sagte Christian Markutt, der im Auftrag der Besitzer rund 150 Wohnungen vermietet während des WEF. Das sind Eigentümer von Ferienwohnungen, aber auch Einheimische, die während des WEF in die Ferien verreisten und ihre Wohnung zur Verfügung stellen.
Gut bezahlte Ferien
So entgehen sie dem Rummel, den tausende Teilnehmer, Begleiter, Medienschaffende und Sicherheitskräfte mit sich bringen. Und sie profitieren finanziell. Wer keine grossen Ansprüche habe, finde ab 3000 Franken pro Woche eine Wohnung, sagte Markutt.
Nach seiner Auskunft kann eine Luxuswohnung bis zu 50’000 Franken kosten, ein Chalet auch einmal 100’000 Franken. Andere Anbieter und Agenturen nennen hinter vorgehaltener Hand noch viel höhere Preise, bis zu einer Viertelmillion Franken. Doch nicht nur Preisschilder werden dieser Tage gross geschrieben in Davos, sondern auch die Diskretion.
Markutt gibt zu bedenken, dass gerade teure Liegenschaften in der Regel nicht nur während einer Woche belegt sind. Für Vorbereitungen und die Ausstattung würden diese oft schon im Voraus angemietet. Nach dem WEF brauche es noch einmal Zeit für Aufräumarbeiten und die Reinigung. Auch bei günstigeren Wohnungen sei zudem ein umfassender Service im Preis eingeschlossen, der zum Beispiel Wäsche, Zwischen- und Endreinigung umfasse.
Der Markt spielt
Von der weissen Liste hält Markutt nichts. Es sei zwar unschön, wenn gewisse Hotels und Wohnungsvermieter völlig übersetzte Preise verlangten. Doch letztlich gehe es um Angebot und Nachfrage. Das wüssten gerade jene WEF-Teilnehmer, die sich täglich am Markt bewegten.
Das Angebot sei gross genug. Sei der Preis übersetzt, seien die Kunden weg, sagte Markutt. «Dann lässt sich eine Wohnung nicht vermieten». Dafür brauche es keine weisse Liste. Diese hält der Makler sogar für kontraproduktiv: Erst der ständige Appell trage Davos den Ruf einer überteuerten Destination ein, sagte er.
Mag sein, dass die WEF-Teilnehmer im Vorjahr noch eine gewisse Auswahl haben. Für Spätbucher ist Davos während des WEF jedoch ungeeignet. Auf den einschlägigen Plattformen finden sich keine Angebote mehr, auch private Wohnungen sind ausgebucht. Wer jetzt noch kein Bett hat in Davos, muss einen weiten Weg ans WEF in Kauf nehmen.