Rund 120’000 Personen, die einer Arbeit nachgingen, haben 2010 unter der Armutsgrenze gelebt. Das sind deutlich weniger als zwei Jahre zuvor, als noch 180’000 Erwerbstätige arm waren. Die Armutsquote unter den Erwerbstätigen sank von 5,2 auf 3,5 Prozent.
Der Rückgang der Armutsquote unter der Erwerbsbevölkerung lässt sich mit der rückläufigen Arbeitslosigkeit erklären, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Dienstag in einem Bericht schreibt. Die Arbeitslosenquote sank zwischen 2006 und 2008 von 3,3 auf 2,6 Prozent. Die Armutsquote folgt dieser Entwicklung jeweils mit einer Verzögerung.
Wer arbeitet und es mit dem Einkommen aus dieser Arbeit trotzdem nicht über die Armutsgrenze schafft, wird als „working poor“ oder „erwerbstätige Arme“ bezeichnet. Als Armutsgrenze gilt nach der Definition des BFS für das Jahr 2010 ein Einkommen von 2250 Franken pro Monat für eine Einzelperson und 4000 Franken für eine Familie mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren.
Jede fünfte Einelternfamilie arm
Am häufigsten von Armut betroffen sind Alleinerziehende mit einem oder mehreren Kindern. Jede fünfte solche Familie lebt damit unter der Armutsgrenze.
Personen in Haushalten mit einem Erwerbstätigen (7,3 Prozent), alleinlebende Erwerbstätige (6,7 Prozent), Erwerbstätige ohne nachobligatorische Schulbildung (6,7 Prozent) sowie Frauen (4,8 Prozent) sind ebenfalls überdurchschnittlich oft arm. Leben zwei Erwerbstätige in einem Haushalt, liegt die Quote bei 1,4 Prozent.
Je nach Arbeitssituation kann die Armutsquote auch deutlich über dem Durchschnitt liegen. Selbstständige ohne Angestellte sind beispielsweise zu 9,9 Prozent von Armut betroffen. Ebenfalls relativ hoch liegt die Quote bei Personen, die in privaten Haushalten (8,3 Prozent) oder im Gastgewerbe (7,7 Prozent) tätig sind.
Bei den Personen, die nur einen Teil des Jahres erwerbstätig oder die Teilzeit angestellt sind, liegt die Quote mit 7,4 respektive 5,2 Prozent ebenfalls über dem Durchschnitt.
Weniger weit von Grenze entfernt
Ebenfalls zurückgegangenen ist die mediane Armutslücke. Die Armutslücke zeigt an, wie weit arme Personen und Haushalte von der Armutsgrenze entfernt sind. Der Median-Wert sank zwischen 2008 und 2010 von 31,6 auf 18,9 Prozent. Das bedeutet, dass die Hälfte der armen Haushalte mit ihrem Einkommen rund einen Fünftel unter der Armutsgrenze liegt.