Rolf Bloch ist am Mittwochmorgen knapp 85-jährig in Bern gestorben. Bekannt wurde er als Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds (SIG) bei der Debatte um die Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg.
Sein Familienunternehmen, die Schokoladenfabrik Camille Bloch, teilte den Tod des langjährigen Patrons am Mittag in einem Communiqué mit. Er erlag einer langen Krankheit.
Rolf Bloch war ein sehr profilierter Mensch und setzte sich zeitlebens für die jüdische Glaubensgemeinschaft in der Schweiz und in seiner Kultusgemeinde Bern ein. Von 1992 bis 2000 war er Präsident des SIG und anschliessend auch auf europäischer Ebene für seine Religionsgemeinschaft aktiv, etwa als Vizepräsident des European Council of Jewish Communities.
Gerechtigkeit für beide Seiten
In den 1990er Jahren, als die Kontroverse um die nachrichtenlosen Vermögen das Land bewegte, vermittelte Bloch den Standpunkt der Schweiz und der Schweizer Juden.
Der damalige Bundesrat Joseph Deiss würdigte Bloch, er und der SIG hätten «beharrlich Gerechtigkeit für die Überlebenden des Holocaust gefordert, gleichzeitig aber auch eine gerechte Beurteilung der Rolle der Schweiz». Mit seiner konsequenten Haltung in dieser Frage setzte sich Bloch Attacken der verschiedensten Interessengruppen aus.
Die Debatte mündete in den Bergier-Bericht über die Schweiz im Zweiten Weltkrieg. Die Banken zahlten Entschädigungen von über einer Milliarde Franken. Der Bund richtete 1997 einen Spezialfonds für Holocaust-Opfer ein, der bis 2002 knapp 300 Millionen Franken an über 300’000 bedürftige Überlebende des Nazi-Regimes verteilte. Präsident des Fonds war Bloch.
Als er gefragt wurde, ob er keine Konkurrenz für notleidende Juden durch die anderen Nazi-Opfer befürchte, erwiderte Bloch: «Sie waren keine Konkurrenz in den Gaskammern, sie sind es auch jetzt nicht», wie die Online-Ausgabe der Zeitschrift «Tachles» berichtet.
Vermittler und Karriere als Industrieller
Im Konflikt um das Stahlwerk von Swissmetal in Reconvilier BE wurde Bloch vom Bundesrat als Vermittler eingesetzt. Die Beschäftigten waren 2006 in einen der längsten Streiks der Schweizer Geschichte getreten.
Unternehmerisch war Bloch in der familieneigenen Schokoladefabrik Camille Bloch in Courtelary BE tätig. Bloch trat als Sohn des Firmengründers 1954 in das Unternehmen ein, obwohl er eigentlich promovierter Jurist war.
1960 bis 1997 leitete er das Unternehmen operativ. 1970 übernahm er nach dem Tod seines Vaters das Verwaltungsratspräsidium. Von diesem Amt zog er sich 2005 zurück, ein Jahr nach dem 75-Jahr-Jubiläum des Unternehmens. Heute führt die dritte Generation die Firma.
Camille Bloch, bekannt für «Ragusa» und «Torino», ist die einzige unabhängige Schokoladefabrik der Schweiz. Die Firma steigerte den Umsatz 2014 um 7 Prozent auf 64 Millionen Franken. Sie bleibt ihrem Standort treu und plant im Berner Jura Investitionen von 30 bis 35 Millionen Franken.
Neben seiner Unternehmertätigkeit übte Bloch verschiedene Funktionen in Verbänden aus. Zudem erhielt er zwei Ehrendoktorwürden. In der Freizeit war Rolf Bloch den Künsten zugetan, reiste und wanderte gern. Ein Trauergottesdienst findet am Sonntag in Bern statt.