In Indien entsteht durch eine milliardenschwere Fusion in der Pharmabranche ein neuer Generika-Riese. Sun Pharmaceutical legte am Montag 3,2 Mrd. Dollar auf den Tisch für die Übernahme des Rivalen Ranbaxy, der landesweit grösste Hersteller günstiger Nachahmer-Medikamente.
Einschliesslich Schulden hat der Deal sogar ein Volumen von 4 Mrd. Dollar. Durch den Zusammenschluss wird der weltweit fünftgrösste Produzent von Arzneien geschaffen, die auf Kopien von Marken-Medikamenten beruhen.
Die lange florierende Generika-Branche war zuletzt unter Druck geraten, weil weniger Patente in der Pharmaindustrie ausliefen. Dies brachte das Fusionskarussell mächtig in Schwung: So schluckte kürzlich in den USA der als Generika-Hersteller gross gewordene Konzern Actavis für 25 Mrd. Dollar den Spezialpharmazeutika-Produzenten Forest Labs.
Sun will mit dem Zukauf seine Position vor allem in den USA stärken, seinem wichtigsten Markt. Dort hatten zuletzt beide Unternehmen Schwierigkeiten, weil ihnen die US-Behörden wegen Qualitätsbedenken bei der Herstellung in Indien die Einfuhr von Produkten verboten.
Nicht auf Synergien aus
Im Mittelpunkt der Fusion stünden daher nicht Einsparungen, sondern die Behebung dieser Probleme, erklärte das Management des grössten börsenkotierten indischen Pharmakonzerns. „Wir sind nicht auf Synergien in der Produktion aus.“ Vorrang habe die Erfüllung der US-Vorgaben. 40 Prozent der Generika und rezeptfreien Mittel in den USA stammen bereits aus Indien.
Verkäufer von Ranbaxy ist der japanische Pharmakonzern Daiichi Sankyo, der 2008 für 4,2 Mrd. Dollar die Mehrheit von knapp 64 Prozent an dem Generika-Spezialisten übernommen hatte. Zuletzt erwies sich Ranbaxy aber mehr und mehr als Sorgenkind und belastete die Bilanz. Daiichi erhält nun einen Sun-Anteil von etwa neun Prozent mit einem aktuellen Wert von rund 2 Mrd. Dollar.