Drei Monate nach dem Tod von Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi mehren sich die Berichte über Folter in Libyens Haftanstalten. Opfer dieser Praktiken werden demnach besonders Libyer und afrikanische Ausländer, die verdächtigt werden, das alte Regime im Bürgerkrieg unterstützt zu haben.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erklärte am Donnerstag, sie habe zwei Todesfälle in Haft dokumentiert und zahlreiche Folteropfer aus den Regionen Tripolis und Misrata befragt. Die Behörden ignorierten Berichte über Folter meist. Ein Grund dafür sei die Tatsache, dass die Polizei und das Justizwesen immer noch nicht richtig funktionierten.
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) stellt nun aus Protest gegen Folter in den Internierungslagern der libyschen Stadt Misrata ihre Arbeit dort ein. Die Helfer stellten nach eigenen Angaben bei insgesamt 115 Gefangenen, die sie behandelten, Verletzungen durch Folter fest.
Ein MSF-Sprecher erklärte dazu: „Patienten wurden während der Verhöre zur Behandlung zu uns gebracht, um sie wieder fit zu machen für die Fortsetzung der Befragung. Das ist vollkommen inakzeptabel.“ MSF-Mediziner hätten die Verantwortlichen in Misrata sowie mehrere Regierungsvertreter über die Misshandlungen informiert. Dies sei jedoch ohne Wirkung geblieben.