Die in Mexiko inhaftierte Französin Florence Cassez, die wegen Beihilfe zur Entführung zu 60 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, kommt vorerst nicht auf freien Fuss. Nur zwei von fünf Richtern der ersten Kammer des Obersten Gerichts stimmten für ihre Freilassung.
Drei Richter votierten am Mittwoch dagegen, wobei sich zwei von ihnen allerdings für eine Revision des Prozesses aussprachen. Nun soll sich Richterin Olga Sánchez, die für eine Freilassung Cassez‘ gestimmt hatte, erneut mit dem Fall befassen und der Kammer eine Empfehlung unterbreiten, wofür aber noch kein Termin genannt wurde.
Der in der Kammer bislang für den Fall zuständige Richter Arturo Zaldívar hatte Anfang März die sofortige Freilassung der 37-Jährigen empfohlen, deren Fall sich im vergangenen Jahr zu einer Staatsaffäre zwischen Frankreich und Mexiko entwickelt hatte.
Dabei kritisierte er überraschend deutlich die Umstände der Festnahme der Französin. Insbesondere die Tatsache, dass Cassez auf einer Ranch festgehalten wurde, um ihre Ergreifung für das Fernsehen nachzustellen, nannte er eine Verletzung ihrer Rechte.
Lebenslange Haftstrafe
Die Französin war im Dezember 2005 festgenommen und zu 96 Jahren Gefängnis verurteilt worden. In einem Berufungsurteil wurde die Strafe später auf 60 Jahre reduziert. Die Anrufung des Obersten Gerichtshofs vor rund einem Jahr war das letzte Mittel der jungen Frau, die lebenslange Haft in Mexiko zu verhindern.
Sie soll zusammen mit ihrem früheren Freund, dem Bandenchef Israel Vallarta, an Entführungen beteiligt gewesen sein. Sie will aber nichts von den Machenschaften des Mexikaners gewusst haben. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy hatte sich mehrfach für die Überstellung von Cassez nach Frankreich eingesetzt.
Diplomatische Verstimmung
Nach Sarkozys indirekter Kritik an der Art und Weise, wie der Fall in Mexiko behandelt wurde, hatte die mexikanische Regierung im vergangenen Jahr das Mexiko-Jahr abgesagt, das in Frankreich mit zahlreichen Kulturveranstaltungen begangen werden sollte.
Cassez‘ Mutter zeigte sich am Mittwoch „traurig, enttäuscht und schockiert“. „Der Zorn ist gross“, sagte Charlotte Cassez in Paris.