Indien hat der internationalen Pharmaindustrie erneut einen schweren Dämpfer verpasst. Das indische Patent-Berufungsgericht (IPAB) widerrief am Freitag das Patent des Schweizer Pharmakonzerns Roche für das Medikament Pegasys zur Behandlung von Hepatitis C.
Zur Begründung führte die Behörde unter anderem den hohen Preis für das Arzneimittel an. Das Gericht sah es auch nicht als erwiesen, dass das Mittel wirksamer ist als andere Behandlungsmethoden. Roche hatte den Patentschutz for Pegasys von Indien 2006 erhalten. Die Aberkennung dürfte Experten zufolge die Beziehungen zwischen dem Land und internationalen Pharmakonzernen belasten.
Die weltweit agierenden Unternehmen der Branche betrachten den rund zwölf Milliarden Dollar schweren Arzneimittelmarkt in Indien als grosse Chance. Mittlerweile machen aber preiswertere Nachahmermedikamente bereits 90 Prozent der Verkäufe dort aus.
Im Streit um Billigmedikamente in Indien musste bereits der deutsche Hersteller Bayer vor Gericht eine Niederlage einstecken. Ein indisches Patentgericht wies eine Eilklage des Konzerns gegen einen Generikahersteller ab, der eine günstige Kopie des Bayer-Krebsmittels Nexavar produzieren will. Das indische Patentamt hatte Bayer im März gezwungen, sein Schutzrecht für Nexavar zugunsten der Pharmafirma Natco aufzugeben.
Angst vor Präzedenzfall
Die Entscheidung hatte international hohe Wellen geschlagen. Die Pharmabranche fürchtet, der Beschluss könnte ein Präzedenzfall werden und den Schutz geistiger Eigentumsrechte in dem Schwellenland gefährden. Die Hersteller sorgen sich, dass Indien trotz seines rasanten Wirtschaftswachstums ein Land bleiben könnte, in dem sich Arzneimittelpatente nur schwer durchsetzen lassen.
Roche kann die Entscheidung des Boards vor dem obersten Gerichtshof in Indien anfechten. Das Unternehmen prüft nach eigenen Angaben das weitere Vorgehen. Ein Roche-Sprecher sagte, ein solides System zum Patentschutz sei notwendig, um Forschung zu betreiben.