Nach dem Tod eines Polizisten hat Indiens Präsident Pranab Mukherjee die gewaltsamen Ausschreitungen aus Wut über die Massenvergewaltigung einer 23-jährigen Studentin verurteilt. Der Ärger über den widerlichen Vorfall sei gerechtfertigt, aber Gewalt sei keine Lösung.
Das sagte der Präsident am Montag bei einem Empfang im Norden des Landes. Mukherjee äusserte sein tiefstes Mitgefühl für das Opfer und bezeichnete die Studentin als ein „tapferes junges Mädchen“.
In seiner Ansprache ging er auf die schwierige Situation der Frauen in Indien ein. Alle Mitglieder der Gesellschaft müssten Frauen den höchsten Respekt entgegen bringen, forderte er. Frauen müssten akzeptiert und von den Männern „mehr als gleiche Partner“ anerkannt werden, sagte er.
Polizist gestorben
Ein Polizist, der bei gewaltsamen Protesten am Wochenende in Neu Delhi verletzt worden war, starb am Dienstag in einem Spital, wie die Polizei mitteilte. Der 47-Jährige war während der Ausschreitungen am Sonntag schwer verletzt worden.
Ein solcher Vorfall dürfe sich nicht wiederholen, mahnte der Präsident. Nach der Tat wurden acht Verdächtige festgenommen. Ihnen sei zunächst versuchter Mord vorgeworfen worden, nun sollten sie wegen Mordes angeklagt werden, sagte ein ranghoher Polizeivertreter.
Am Sonntag war bei Massenprotesten in Neu Delhi die Lage eskaliert. Wütende Demonstranten lieferten sich heftige Strassenschlachten mit der Polizei, die Tränengas und Wasserwerfer einsetzte. Ein Fernsehjournalist war von einer Polizeikugel getroffen worden und gestorben, rund 150 Menschen wurden verletzt. Die Polizei machte Unruhestifter für die gewalttätigen Auseinandersetzungen verantwortlich.
Vorwürfe gegen Polizei
Derweil wurden Vorwürfe gegen die Polizei in dem Vergewaltigungsfall laut. Die Regierungschefin von Delhi, Sheila Dikshit, reichte eine Beschwerde bei Innenminister Sushilkumar Shinde ein, derzufolge ranghohe Polizeibeamte Druck auf eine Richterin ausgeübt haben sollen, als sie das Opfer nach der Tat befragte, wie die Zeitung „Times of India“ am Dienstag berichtete.
Demnach sollen die Polizisten die Richterin aufgefordert haben, die Befragung nicht auf Video aufzunehmen sowie einen von ihnen vorbereiteten Fragebogen zu verwenden. Als sie sich weigerte, sollen die Polizisten ungehalten gewesen sein.
Die Polizei wies die Vorwürfe zurück. Es sei der Wunsch der Mutter des Opfers gewesen, die Befragung nicht aufzuzeichnen, hiess es.
Aus Ministeriumskreisen verlautete, wahrscheinlich werde wegen der Vorwürfe eine Ermittlung eingeleitet, die von einer Frau geführt werden solle. Das Ministerium nehme die Vorwürfe sehr ernst, sagte ein Mitarbeiter.
Erneute Proteste
Die Studentin war am 16. Dezember in einem Bus von mehreren Männern vergewaltigt und fast zu Tode geprügelt worden. Nach Angaben von Ärzten erlitt sie schwere innere Verletzungen. Ihr Gesundheitszustand sei noch immer kritisch, teilten Ärzte am Dienstag mit.
Die Proteste in Neu Delhi hielten unterdessen weiter an. Die Polizei riegelte Strassen im Stadtzentrum ab, um zahlreiche Demonstranten an einem Marsch zum Parlament zu hindern.