In Indonesien übernimmt ein ehemaliger Provinzpolitiker das höchste Amt im Staat. Korruptionsbekämpfer Joko Widodo erwarten jedoch Widerstände: Die Eliten im Land wehren sich gegen den Emporkömmling.
Mehr als drei Monate nach seiner Wahl legte Indonesiens neuer Präsident Widodo am Montag seinen Amtseid ab. Der als Reformer bekannte ehemalige Bürgermeister der Hauptstadt Jakarta war im Juli gewählt worden.
Den 53-Jährigen erwartet im bevölkerungsreichsten muslimischen Land der Welt Gegenwind aus dem Parlament, das von Oppositionsparteien dominiert wird. Widodos «Partei des Demokratischen Kampfes» ist dort zwar stärkste Partei, führt aber nur eine Minderheitsregierung.
Bei der Zeremonie waren auch US-Aussenminister John Kerry, Australiens Ministerpräsident Tony Abbott und sein malaysischer Amtskollege Najib Razak anwesend. Tausende Anhänger Widodos begleiteten den neuen Präsidenten nach seinem Amtseid vom Parlamentsgebäude zum Präsidentenpalast.
Politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit
In seiner Rede zur Amtseinführung sprach Widodo von der «grossen Aufgabe», das Land politisch und wirtschaftlich unabhängig zu machen. Seine Regierung habe sich das Ziel gesetzt, dass jeder Bürger die Dienstleistungen des Staates in Anspruch nehmen könne. «Ich forderte alle Regierungsbehörden auf, in diesem Geiste zu arbeiten», sagte Widodo.
Widodo war erst Wochen nach der Wahl als Sieger bestätigt worden, sein Gegner Prabowo Subianto hatte vergeblich versucht, die Wahl anzufechten. In der vergangenen Woche jedoch forderte Subianto seine Partei und Unterstützer auf, den neuen Präsidenten zu unterstützen.
Widodo, der von seinen Anhängern Jokowi genannt wird, gilt als Aussenseiter in der indonesischen Politik. Der ehemalige Möbelhändler ist kein Mitglied der politischen oder militärischen Elite des südostasiatischen Landes.
Durch Leistung nach oben gekommen
«Der Mann, den wir gewählt haben, ist ein Nobody», sagte der indonesische Polit-Analyst Yunarto Wijaya. «Er ist kein General, kein Mitglied einer einflussreichen politischen Familie. Er ist durch Leistung nach oben gekommen.»
Widodo hatte sich einen Namen als Korruptionsbekämpfer gemacht. Er ist der siebente Präsident in Indonesien und der erste, der während der langen Amtszeit von Diktator Suharto bis 1998 nicht politisch aktiv war.