Bei einem Polizeieinsatz gegen Landbesetzer im Nordosten Paraguays sind mindestens 17 Menschen ums Leben gekommen. Rund 80 Menschen wurden verletzt. In der Folge mussten der Innenminister und der Polizeichef ihren Hut nehmen.
Die Bauern widersetzten sich mit Feuerwaffen dem Versuch der Polizei, sie von einem 2000 Hektar grossen Landgut in Curaguaty zu vertreiben, in das sie vor drei Wochen eingedrungen waren. Präsident Fernando Lugo ordnete militärische Unterstützung der Polizei an.
Innenminister Carlos Filizolla reichte nach den Vorfällen am Freitagabend (Ortszeit) seinen Rücktritt ein, nachdem das Parlament seine Kündigung gefordert hatte. Auch Polizeichef Paulino Rojas wurde von Lugo entlassen.
Nach Angaben Filizollas starben neun oder zehn Landbesetzer und sieben Polizisten. Ein weiterer Polizist starb an seinen schweren Verletzungen, als er in einem Helikopter nach Asunción geflogen wurde.
Rund 80 Menschen wurden mit Verletzungen ins Spital gebracht. Unter den Toten befinden sich der Chef der Spezialeinheit der Polizei und sein Stellvertreter. Fünf Landarbeiter wurden festgenommen.
Aus dem Hinterhalt
Die Polizei sei von den Bauern aus dem Hinterhalt in einer bewaldeten Gegend angegriffen worden, berichtete die Zeitung „ABC Color“. Die Kämpfe im Bezirk Canindeyú 220 Kilometer nordöstlich von Asunción dauerten mehrere Stunden an. Am Freitagnachmittag hatten sich die Landbesetzer zurückgezogen. Polizeiwagen durchstreiften benachbarte Reisfelder auf der Suche nach den flüchtigen Landarbeitern.
Das Landgut gehört dem ehemaligen Senator Blas Riquelme, gegen den Bauernverbände einen Prozess wegen illegaler Aneignung staatlichen Besitzes angeregt hatten. Gegen das Urteil, das Riquelme Recht gab, hat die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt.
Die paraguayische Wahrheitskommission, die bis 2008 Verbrechen der Diktatur des Generals Alfredo Stroessners (1954-1989) untersuchte, befand, dass bei der Übergabe des Landguts vom Staat an Riquelme 1975 zahlreiche Unregelmässigkeiten begangen wurden.