Die Innerschweizer haben am meisten Mitglieder der fünf Schwinger-Teilverbände. Mit Harry Knüsel stellen sie aber erst einen einzigen Schwingerkönig. Auch Knüsel selbst ist ratlos.
Es ist nicht so, dass die Innerschweizer in der Vergangenheit keine guten Schwinger hervorgebracht hätten. Ganz im Gegenteil. Aber irgendwie wollte es mit der einen Ausnahme nie wirklich klappen. «Das hat viel mit Zufall und Pech zu tun», ist Knüsel überzeugt. Eine wirklich rationelle Erklärung gebe es nicht. Es scheint, als liege ein Fluch auf den Innerschweizern.
Heinrich «Harry» Knüsel schwang vor 30 Jahren in Sion obenaus. Der heute 55-Jährige vom Schwingklub Cham-Ennetsee bezwang 1986 im Schlussgang den Nordostschweizer Dominatoren und Favoriten Ernst Schläpfer. Schläpfer war damals das Mass aller Dinge. Der Routinier war davor bereits zweimal, 1980 in St. Gallen und 1983 in Langenthal, Schwingerkönig geworden. Und im Anschwingen von Sion hatte er Knüsel auf den Rücken gelegt. Doch im Schlussgang liess sich der Innerschweizer nicht noch einmal bezwingen. Knüsel konterte einen Angriff Schläpfers erfolgreich mit Ableeren übers Knie.
Frische Erinnerungen
Knüsel hatte im Vorfeld von Sion zum Kreis der Favoriten gezählt, nachdem er in jenem Jahr am Innerschweizer Fest und auf dem Brünig gesiegt hatte. Der selbständige Unternehmer erinnert sich gerne an den Coup von damals zurück: «Es ist, wie wenn es gestern gewesen wäre. Ich weiss noch jeden Gang, auch die Taktik, die ich mir damals vor den einzelnen Gängen zurecht gelegt hatte.»
Noch heute sei die Freude gross, erzählt Knüsel, bei dem der Stolz im Gespräch hörbar ist. «Es ist immer noch speziell. Man vertritt ja quasi die Innerschweiz», sagt Knüsel. «Und es ist extrem nachhaltig, wenn man es pflegt.» Überbewerten dürfe man es nicht, aber es sei sehr empfehlenswert, den Titel des Schwingerkönigs anzustreben.
Eugen Hasler, der ungekrönte König
Angestrebt haben den Sieg am Eidgenössischen viele Innerschweizer. In der Vergangenheit scheiterten aber viele überraschend. Zu erwähnen ist da primär Eugen Hasler, der vielleicht beste Schwinger, der nie König wurde.
Hasler, der vier Jahre jünger ist als Knüsel, stand 1989 in Stans als haushoher Favorit im Schlussgang gegen den damals erst 18-jährigen Adrian Käser. Er verlor diesen überraschend und musste mit Platz 1b Vorlieb nehmen, was ihm immerhin die Auszeichnung als «Erstgekrönter» einbrachte.
1995 stand Hasler ein zweites Mal im Schlussgang. Und wieder musste er eine Niederlage einstecken – nach einem bis heute umstrittenen Schlussgang-Resultat gegen den Appenzeller Thomas Sutter. Heinz Suter war drei Jahre danach in Bern der nächste Innerschweizer, der nahe am Königstitel war. Suter bezwang im 1. Gang Jörg Abderhalden und dominierte den ersten Tag. Am zweiten Tag aber fiel er zurück, König wurde zum ersten Mal Abderhalden.
Was braucht es denn, damit wieder einmal ein Innerschweizer König wird? «Es braucht diesen Killerinstinkt», sagt König Knüsel. «Man muss Mut haben vor dieser grossen Kulisse. Es müssen alle Faktoren stimmen, die wichtig sind, und man muss auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein.»
«33 Prozent Chancen»
Wie alle Innerschweizer Schwingerfreunde hofft auch Knüsel, dass es in diesem Jahr wieder einmal einem aus ihren Reihen reicht. Es würde irgendwie passen: 30 Jahre ist der bisher einzige Triumph her und wieder findet das Fest in der Romandie statt. Ein gutes Omen also.
Die Chancen seien da, sagt Knüsel. Er nennt als Anwärter auf den Thron Christian Schuler und Andreas Ulrich. «33 Prozent schätze ich die Chancen der Innerschweizer ein. Die anderen 33 Prozent Chancen gehören den Bernern, 33 Prozent den Nordostschweizern. Würde ein Nordwestschweizer gewinnen, wäre das eine Überraschung.»