Die irakische Armee hat sich trotz vereinzelter Gegenangriffe von Dschihadisten weiter in Richtung der IS-Hochburg Mossul vorgekämpft. Gemeinsam mit lokalen Milizen und kurdischen Peschmerga-Kämpfern wurden zahlreiche Orte in der Nähe von Mossul befreit.
Das irakische Staatsfernsehen sendete Bilder, auf denen Soldaten die irakische Flagge im Stadtzentrum der früher vor allem von Christen bewohnten Stadt Karakosch hissten. Die Grossoffensive gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatte am vergangenen Montag begonnen. Die irakische Armee erklärte, seither seien rund 50 Dörfer vom IS zurückerobert worden.
Die nordirakische Millionenmetropole Mossul ist die letzte IS-Bastion im Land. Die Extremisten kontrollieren die Stadt seit dem 10. Juni 2014. Hier rief IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi ein so genanntes Kalifat aus.
Ein ranghoher US-Militärvertreter in Bagdad sagte, die kurdischen Peschmerga-Kämpfer hätten die 20-Kilometer-Linie vor Mossul fast erreicht. Der Plan zur Rückeroberung der IS-Hochburg sieht vor, dass die Peschmerga an der Linie Halt machen und die irakischen Regierungstruppen später in die Stadt einmarschieren. Dort könnte es zu heftigen Strassenkämpfen mit den Dschihadisten kommen.
Schwerste Gefechte seit 2003 möglich
Rund 30’000 irakische Soldaten stehen zusammen mit US-Spezialeinheiten zum Sturm auf die Stadt mit 1,5 Millionen Einwohnern bereit. Aus der Luft unterstützt werden sie dabei von amerikanischen, französischen und britischen Einheiten.
Die Befreiung kann nach Schätzungen Wochen oder Monate dauern. Beim Kampf um Mossul wird mit so schweren Gefechten gerechnet, wie es sie im Irak seit der US-geführten Invasion 2003 gegen den damaligen Machthaber Saddam Hussein nicht mehr gegeben hat.
Unterdessen kehrten viele Menschen in die befreiten Dörfer zurück, um nach ihren Häusern zu sehen. Tausende waren vor gut zwei Jahren geflohen, als die IS-Terrormiliz die Gegend eingenommen hatte. Medienberichte zeigten von Kämpfen zerstörte Häuser sowie Menschen, die in den Trümmern nach Habseligkeiten suchten.
IS greift Stadt Rutba an
Als Reaktion auf die Mossul-Offensive gingen die Extremisten andernorts zu Gegenangriffen über. Ein Militärsprecher berichtete am Sonntag von einem Angriff auf die Stadt Rutba, im Westen des Irak. Zwölf irakische Soldaten seien dabei getötet worden. Die Dschihadisten hätten versucht, Regierungsgebäude einzunehmen.
In der nordirakischen Stadt Kirkuk sei die Lage nach einem Angriff der Terrormiliz hingegen wieder unter Kontrolle, berichtete ein Polizeisprecher. Dort waren bei einem Überraschungsangriff von Schläferzellen mindestens 47 irakische Soldaten und 39 Terroristen gestorben. Am Wochenende durchkämmten Sicherheitskräfte die Stadt auf der Suche nach weiteren Terroristen.
Türkei darf nicht mitmachen
Der irakische Premierminister Haidar al-Abadi wies nach einem Treffen mit US-Verteidigungsminister Ashton Carter das Angebot der Türkei zurück, beim Kampf gegen den IS in Mossul zu helfen. «Wir wissen, dass die Türkei beim Kampf gegen den Islamischen Staat mitmachen will», sagte Al-Abadi. «Wir bedanken uns dafür, aber das ist etwas, das die Iraker alleine schaffen.»
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan beharrt auf einer Beteiligung der Armee seines Landes an der Rückeroberung Mossuls vom IS. Die türkische Regierung befürchtet, dass das mehrheitlich von Sunniten bewohnte Mossul nach der Einnahme durch die von den USA geführte Anti-IS-Koalition von Kurden und schiitischen Muslimen beherrscht würde.