Irakische Spezialeinheiten stehen im Westen der IS-Hochburg Mossul bis auf wenige hundert Meter vor wichtigen Regierungsgebäuden. Die Sitze des Provinzrates und des Gouverneurs seien in Reichweite der Maschinengewehre, sagte ein Truppensprecher am Dienstag.
Die Gebäude sind eines der Ziele der von den USA unterstützten Militäroffensive, mit der die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) aus den letzten Gebieten im Westen der Stadt vertrieben werden soll. Eine Einnahme der Gebäude wäre von grosser symbolischer Bedeutung, zugleich würde sie es den Regierungskräften erleichtern, die Extremisten im Zentrum der Altstadt anzugreifen.
Verängstigte Zivilisten versuchten, sich vor den Kämpfen in Sicherheit zu bringen. Einige von ihnen flohen unter Beschuss der Extremisten in Richtung Regierungstruppen.
«Heute waren es bislang 300 Männer, Frauen und Kinder», sagte am Dienstag Brigade-General Salman Haschem von der Anti-Terroreinheit CTS. Die Flüchtlinge würden an einem Kontrollpunkt überprüft, die Personalangaben der Männer mit einem vorhandenen Datenpool abgeglichen um sicherzugehen, dass es sich nicht um IS-Kämpfer handle.
Andere Flüchtende wurden von IS-Kämpfern gezwungen, sich gemeinsam mit ihnen weiter zurückzuziehen. Die IS-Kämpfer setzten Häuser, Geschäfte und Autos in Brand, um durch die Rauchentwicklung die Luftaufklärung zu behindern.
Auf Satellitenbildern war zu sehen, wie eine ganze Strasse in der Altstadt mit Stoffen abgedeckt wurde. Einwohner berichteten, sie seien gezwungen worden, mit ihren Autos Strassen zu blockieren, um den Vormarsch gepanzerter Fahrzeuge aufzuhalten.
Heckenschützen und Sprengfallen
Es wird angenommen, dass sich mehrere tausend IS-Kämpfer in Mossul aufhalten, darunter viele aus Ländern des Westens. Sie wehren sich mit Heckenschützen, Selbstmordanschlägen, Sprengfallen und Granatfeuer gegen die aus rund 100’000 Kämpfern bestehende regierungstreue Truppe.
Den Anti-IS-Verbänden gehören neben irakischen Soldaten und Spezialkräften auch Kämpfer kurdischer und schiitischer Milizen an. Im Januar hatten sie den Ostteil der vom Tigris geteilten Stadt eingenommen.
Durch die jüngsten Kämpfe wurden nach irakischen Angaben rund 14’000 Menschen aus West-Mossul vertrieben. Seit Beginn der Offensive Mitte Oktober flohen nach UNO-Informationen damit mehr als 175’000 Menschen aus der Stadt, die zuvor schätzungsweise 750’000 Einwohner zählte.
Eine Niederlage in Mossul würde dem IS im Irak einen entscheidenden Schlag versetzen. 2014 hatte IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi in der Grossen Moschee in Mossul einen Gottesstaat in den von ihm kontrollierten Gebiete im Irak und im benachbarten Syrien ausgerufen.