Die Iren haben am Donnerstag ein neues Staatsoberhaupt gewählt. Wegen der langwierigen und komplizierten Auszählung steht der Sieger frühestens am Freitag fest. Nach einer Schlammschlacht im Wahlkampf lag zuletzt der Favorit und Labour-Mann, Michael D. Higgins, in einer Umfrage in Front.
Zur Wahl standen sieben Kandidaten. Neben Higgins wurden auch dem als unabhängiger Kandidat angetretenen 49-jährigen Unternehmer und Fernseh-Juror Sean Gallagher gute Chancen auf einen Wahlsieg gegeben.
Unter den Bewerbern war mit Martin McGuinness auch ein ehemaliges Führungsmitglied der Irish Republican Army (IRA). Der bisherige stellvertretende Ministerpräsident im britischen Nordirland wurde von der irisch-katholischen Sinn-Fein-Partei nominiert.
Insgesamt waren rund 3,1 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen, einen Nachfolger für Präsidentin Mary McAleese zu bestimmen. Sie durfte nach zwei siebenjährigen Amtszeiten nicht mehr antreten.
Geringe Beteiligung
Das Interesse der Iren an der Präsidentenwahl war offenbar nicht allzu gross. Gemäss irischen Medienberichten zeichnete sich eine geringe Wahlbeteiligung ab. Die Wahllokale sind bis 23 Uhr MESZ geöffnet.
Nach dem irischen Wahlsystem entscheiden sich die Wähler normalerweise nicht nur für einen Kandidaten, sondern können auch für die übrigen Bewerber eine Rangliste erstellen. Dieses Wahlsystem zieht ein kompliziertes Auszählungsverfahren nach sich.
Die Auszählung der Stimmzettel beginnt erst am Freitag. Viele rechnen erst für Samstag mit einem Ergebnis.
Bringt Affäre Gallagher um den Sieg?
Im teils erbittert geführten Wahlkampf spielte die Vergangenheit der einzelner Kandidaten eine wichtige Rolle. Zuletzt hatten politische Gegner den unabhängigen Gallagher – in Umfragen eine Woche vor dem Wahltermin in Führung – in eine Spendenaffäre verwickelt. In einer Online-Umfrage kurz vor der Wahl lag nun Higgins vorn.
Der irische Präsident hat vor allem repräsentative Aufgaben. Zudem soll er eine Art moralische Instanz sein. Ferner ernennt er den Premierminister oder löst das Parlament vor Neuwahlen auf.