Eine Gruppe radikaler Islamisten hat am Mittwoch ein Erdgasfeld im Osten Algeriens angegriffen und zahlreiche Ausländer in ihre Gewalt gebracht. Die schwer bewaffneten Terroristen griffen am frühen Morgen die Siedlung der Ölarbeiter an und eröffneten das Feuer.
Dabei wurden zwei Briten und ein Algerier getötet, wie der algerische Innenminister Dahou Ould Kablia am Mittwochabend sagte. Örtlichen Medien zufolge starb zudem ein Franzose bei dem Angriff. Drei Algerier, ein Brite, ein Norweger und ein Schotte wurden verletzt.
Die Islamisten brachten zahlreiche Ausländer in ihre Gewalt. Verwirrung herrschte zunächst über die Zahl der Verschleppten sowie ihre Nationalität. Die Gruppe aus dem Umfeld der dschihadistischen Al Kaida im Maghreb (AQMI) selbst behauptete, sie hätten 41 westliche Ausländer gefangen genommen.
Bei den Geiseln handle es sich unter anderem um sieben US-Bürger sowie um Franzosen, Briten und Japaner, wurde ein Sprecher der Gruppe auf den mauretanischen Nachrichtenwebsites Agence Nouakchott und Sahara Medias zitiert. Fünf Geiseln würden in der Fabrik festgehalten und 36 weitere in einer Unterkunft des Ölfeldes. Algeriens Innenminister Kablia sagte, Armee und Sicherheitskräfte hätten die Islamisten „eingekesselt“.
US-Bürger und Norweger unter den Geiseln
Washington bestätigte, dass US-Bürger unter den Festgehaltenen seien. Die genaue Zahl blieb zunächst offen. Der norwegische Ministerpräsident Jens Stoltenberg teilte mit, 13 Bürger seines Landes würden von militanten Islamisten in der Anlage festgehalten.
Nach Angaben des irischen Aussenministeriums ist unter den Geiseln auch ein irischer Staatsbürger. Algerische Mitarbeiter seien hingegen gruppenweise freigelassen worden, teilte die algerische Nachrichtenagentur APS mit.
Schweizer sind offenbar keine unter den Geiseln. „Gemäss den uns vorliegenden Informationen sind keine Schweizer Staatsangehörige unter den entführten Ausländern“, sagte ein Sprecher des Eidg. Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda am Mittwochabend.
Algerier fordern Freilassung von Islamisten
Die Geiselnehmer fordern offenbar die Freilassung von hundert Islamisten. Dies sagte ein Augenzeuge der Geiselnahme und Angestellter des Gasfelds der Nachrichtenagentur AFP. Die in Algerien inhaftierten Islamisten sollten in den Norden Malis gebracht werden, dann würden die Geiseln freigelassen.
Der algerische Innenminister Kablia sagte am Abend im staatlichen Fernsehen, sein Land werde nicht mit „Terroristen“ verhandeln. Die rund 20 Geiselnehmer kommen nach seinen Angaben aus der „Region“.
Die Islamistengruppe selbst gab an, sie stamme aus Mali und habe den Überfall wegen der Gewährung von Überflugrechten für Frankreichs Militäreinsatz gegen Islamisten im benachbarten Mali verübt. Die Gruppe gehöre zu der Chaled Abul Abbas Brigade unter ihrem Anführer Mochtar Belmochtar, sagte ein Anrufer der AFP. Belmochtar ist einer der bekanntesten Anführer des Al-Kaida-Ablegers AQMI.
Seit Ende vergangener Woche führt Frankreich im Nachbarland Mali einen Militäreinsatz gegen die den Norden des westafrikanischen Landes kontrollierenden Islamisten. Algerien hat Frankreich für die Militärintervention in Mali Überflugrechte eingeräumt.
Das betroffene Gasfeld liegt nahe der Grenze zu Libyen und ist rund 1300 Kilometer von der Hauptstadt Algier entfernt. Es wird vom britischen Konzern BP zusammen mit dem norwegischen Energiekonzern Statoil und vom algerischen Staatsunternehmen Sonatrach betrieben.