Nach dem Tod eines vierjährigen Kindes durch einen palästinensischen Granatenangriff hat die israelische Luftwaffe erneut Ziele im Gazastreifen bombardiert. Zudem warnte Israel hat die Gaza-Bevölkerung am Samstag vor neuen, harten Angriffen auf das Palästinensergebiet.
Die israelische Armee warf Flugblätter ab, in denen sie die Bewohner aufrief, sich von Orten fernzuhalten, an denen militante Palästinenser Raketen abschiessen. Dies geschehe «im Licht bevorstehender Angriffe», schrieb die israelische Armee auf Twitter. Jedes Haus, das Ausgangspunkt militärischer Aktionen sei, würde attackiert und getroffen, hiess es in den abgeworfenen Hinweisen.
Izchak Aharonovich, Minister für Innere Sicherheit, riet den Bewohnern von Israels Grenzorten zum Gazastreifen nach Medienberichten, das Gebiet für einige Zeit zu verlassen. «Wir müssen angreifen und es ist noch viel zu tun», zitierte die Nachrichtenseite «ynet» den Minister. «Wir müssen Geduld haben.»
Am Samstag starben bei Luftangriffen im Gazastreifen neun Menschen, rund 70 Personen wurden verletzt, wie palästinensische Behörden mitteilten. Allein bei einem Angriff auf ein Wohnhaus unweit des Flüchtlingslagers Nusseirat wurden zwei Frauen, zwei Kinder und ein Mann getötet, die alle derselben Familie angehört hatten. Bei weiteren Angriffen wurden vier Palästinenser getötet.
Die Armee nahm nach eigenen Angaben etwa Raketenabschussrampen und Waffenlager unter Beschuss. Bombardiert wurden auch drei Moscheen in Chan Junis und im Flüchtlingslager Schati.
Waffenruhe gescheitert
Im Gaza-Konflikt war eine befristete Waffenruhe noch vor ihrem Ablauf in der Nacht zum Mittwoch gescheitert, seitdem gibt es wieder gegenseitige Angriffe. Am Freitagnachmittag wurde ein vierjähriger israelischer Junge getötet, als ein aus dem Gazastreifen abgefeuertes Geschoss in der Nähe eines Kindergartens in Sdot Negev in Südisrael einschlug.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu drohte der Hamas daraufhin mit harten Vergeltungsangriffen. Die israelische Luftwaffe beschoss nach eigenen Angaben am Samstag 35 Ziele im Gazastreifen.
Auch Israels Süden war unter Beschuss: Eine Armeesprecherin sagte, militante Palästinenser hätten bis zum Nachmittag rund 45 Raketen abgefeuert.
Über 2000 Tote
Die Gesamtzahl der getöteten Palästinenser seit Beginn der israelischen Miltiäroffensive am 8. Juli stieg nach palästinensischen Angaben auf 2097. Mehr als 10’500 wurden verletzt. Die UNO schätzt den Anteil der zivilen Opfer auf 70 Prozent.
Die israelische Armee erklärte hingegen, bei 40 bis 50 Prozent der Getöteten handle es sich um «bewaffnete Kämpfer». Auf israelischer Seite gab es 68 Tote, darunter vier Zivilisten.
Abbas fordert Ende der Kämpfe
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas forderte ein Ende der Kämpfe. Die Konfliktparteien müssten sobald wie möglich an den Verhandlungstisch zurückkehren, sagte Abbas bei einer Pressekonferenz in Kairo. Nur so könnten «mehr Blutvergiessen und Zerstörung verhindert werden».
Zuvor hatte sich Abbas mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi getroffen und am Vortag Gespräche mit Hamas-Chef Chaled Maschaal in Katar geführt.
Die jüngste Verhandlungsrunde war nach dem Scheitern der Waffenruhe abgebrochen worden. Israel zog seine Verhandlungsdelegation aus Kairo ab, auch die meisten palästinensischen Delegierten verliessen die ägyptische Hauptstadt.