Italien bleibt in Venedig eher am Rand: Il terzo tempo

Während die anderen Filmnationen in Venedig auftrumpfen, bleibt Italien bislang eher am Rand. Immerhin sind es nicht nur altbewährte Namen, die auftauchen: Enrico Maria Artale ist ein junger italienischer Filmer. Er nimmt uns mit in eine Männerwelt, wo schwere Jungs eines nicht auf die leichte Schulter nehmen: Den Rugby-Ball. Aus Italien ist bis jetzt an […]

Lorenzo Richelmy in Il Terzo Tempo

Während die anderen Filmnationen in Venedig auftrumpfen, bleibt Italien bislang eher am Rand. Immerhin sind es nicht nur altbewährte Namen, die auftauchen: Enrico Maria Artale ist ein junger italienischer Filmer. Er nimmt uns mit in eine Männerwelt, wo schwere Jungs eines nicht auf die leichte Schulter nehmen: Den Rugby-Ball.

Aus Italien ist bis jetzt an der Mostra del Cinema in Venedig noch kein Film gekommen, der die uneingeschränkte Zustimmunng der Italiener gefunden hätte. Il «Il terzo tempo» des jungen Teams um Enrico Maria Artale wirkt eher wie für den amerikanischen Markt gemacht. Er weckt in der Reihe «Orizonti» immerhin etwas Hoffnung:

Samuel ist hart im Nehmen. Weil aber geben seliger ist denn nehmen, hat er einen Teil der Jugend im Knast verbracht. Jetzt steckt man ihn in ein Rehabilitations-Programm. Sein Betreuer Vincenzo ist eher hart im Geben. Was gibt das?

Erst einmal gerät aber Samuel Lorenzo Richelmy unter die Tiere: Als Kuhhirte muss er Mist schippen, Milch zapfen und Stiere verschieben. Auch der Betreuer Vicenzo scheint ein harter Hund. Die Wohngelegenheit ist eher ein Stall als eine Wohnung. Da ist es vielleicht ein Glücksfall, das Vincenzo im Nebenfach noch eine Rugby-Mannschaft trainiert.

Doch Samuel mag nicht recht. Unter hundert Kilo macht es keiner von den Rugbyspielern. Und doch ist keiner ein schwerer Junge. Deshalb hat es Samuel noch schwerer. Wäre da nicht die Tochter von Vincenzo, vielleicht hätte er das nie durchgehalten.

«Il terzo tempo» des jungen Ialieners Enrico Maria Artale kommt im Stil eher den amerikanischen Sozial-Balladen nah. Im Look greift Artale ebenso tief in die Zauberkiste des neuen Western wie des alten Sportfilms. Doch mit den sorgfältig den gut kombinierten Bildern aus der Landwirtschaft und der dampfenden Rubgy-Welt schafft Artale eine artistisch einleuchtende Metapher für die Zurichtung seiner Hauptfigur.

Hier zeigt sich ein ganzes Talent, das souverän schon Genres miteinander verknüpfen kann, junge Schauspieler glaubwürdig in Extremsituationen auf die Leinwand hievt, und auch noch mit wenigen Mitteln auskommt, ohne es uns merken zu lassen. Da möchten wir ihm beinahe verzeihen, das sein Film doch sehr auf den amerikanischen Markt zielt. Aber wer weiss, vielleicht kommt der Film als amerikanisches Remake in einigen Jahren nach Europa zurück? Dann werden wir uns gern an das italienische Original erinnern.

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