Italienische Gemeinde verzichtet auf Klage im Eternit-Prozess

Die italienische Gemeinde Casale Monferrato hat eine Entschädigung von 18,3 Millionen Euro des Schweizer Milliardärs Stephan Schmidheiny angenommen. Im Gegenzug verzichtet die Gemeinde auf ihre Klage im Asbest-Prozess.

Klage im Eternit-Prozess zurückgezogen (Symbolbild) (Bild: sda)

Die italienische Gemeinde Casale Monferrato hat eine Entschädigung von 18,3 Millionen Euro des Schweizer Milliardärs Stephan Schmidheiny angenommen. Im Gegenzug verzichtet die Gemeinde auf ihre Klage im Asbest-Prozess.

Das Parlament der Stadt im Piemont traf diesen Entscheid nach einer rund sechs Stunden dauernden Sitzung in der Nacht auf Samstag. Die Beratungen mussten wegen Protesten vier Mal unterbrochen werden. Hunderte Bürgerinnen und Bürger verfolgten die Debatte.

Eingesetzt werden soll das Geld für die Asbest-Sanierung, für die medizinische Forschung und die Hilfe an die Asbest-Opfer, wie der Bürgermeister von Casale Monferrato, Giorgio Demezzi, erläuterte. Der Stadtrat verabschiedete zudem eine Vorlage, welche die Schaffung einer „nicht politischen“ Kommission vorsieht, welche die Verwendung der Fondsgelder überwacht.

„Schwierige Wahl“

„Es war eine schwierige Wahl“, sie sei aber nötig gewesen, sagte Demezzi nach der Sitzung. „Weder sind wir unehrlich, noch sind wir profitgierig. Auch sind wir keine Mörder“, sagte er.

Die Offerte, die neben der Millionen-Entschädigung auch vorsieht, dass sich die Piemonteser Gemeinde von der Liste der zivilen Parteien im Ernit-Prozess zurückzieht, wurde von der Becon AG mit Sitz in Glarus ausgearbeitet. Die Beteiligungsgesellschaft ist gemäss Handelsregister im alleinigen Besitz von Schmidheiny.

In Casale Monferrato, einer Stadt mit 36’000 Einwohnern, stand eine der grössten italienischen Eternit-Fabriken. Laut Demezzi, der während des Prozesses in Turin als Zeuge aufgetreten war, sterben in Casale Monferrato jährlich immer noch 50 Menschen an den Folgen von Asbest-Belastung.

Staatsanwalt verlangte Haft

Die Staatsanwaltschaft in Turin hatte im Juli 20 Jahre Haft für die beiden Ex-Besitzer der Eternit S.p.A. (Genua) gefordert. Die Anklage macht Schmidheiny und den Belgier Jean-Louis de Cartier dafür verantwortlich, dass in den vier Fabriken der Eternit S.p.A. zwischen 1973 und 1986 Sicherheitsmassnahmen unterlassen worden seien. In allen vier italienischen Eternit-Fabriken wurde Asbest verarbeitet.

Schmidheiny und Cartier sind der vorsätzlichen Tötung und der absichtlichen Verursachung einer Umweltkatastrophe angeklagt. Auf diese Vorwürfe stehen in Italien maximal zwölf Jahre Haft. Der Staatsanwalt begründete seinen Antrag mit der Fortdauer der mutmasslichen strafbaren Handlungen.

Die Verteidigung verlangt einen Freispruch der beiden Männer. Der Eternit-Prozess hatte am 10. Dezember 2009 begonnen.

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