Fast 20’000 Italiener haben innerhalb von sechs Tagen eine Petition unterschrieben, mit der sie den Anschluss der Lombardei an die Schweiz wünschen. Die provokante Initiative, die anonym auf einer italienischen Internetseite lanciert wurde, sorgt für Wirbel in den italienischen Medien.
Die Petition hat ihren Ursprung in einer ironischen Bemerkung von Bundesrat Ueli Maurer im Rahmen einer Veranstaltung der SVP Tessin am 17. März. Dem einzigen Journalisten vor Ort vom „Corriere di Como“ sagte er sinngemäss, dass die Schweiz „kein Problem damit hätte, die Lombardei einzugliedern; die Region wäre ohnehin Handelspartner bei 90 Prozent aller Geschäfte.“
Das Bundesamt für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur sda diese Aussage Maurers, betonte aber, dass sie eindeutig humorvoll zu verstehen gewesen sei. Die Petition wurde lanciert, nachdem der Artikel des „Corriere di Como“ in diversen Internetforen begeisterte Zustimmung hervorgerufen hatte.
Weniger Steuern und Schweizer Franken
Als 27. Kanton der Schweiz erhielte die Lombardei mehr Unabhängigkeit, würde weniger Steuern zahlen, würde Teil eines effizienten und neutralen Staats, würde den Franken einführen und bei den Autobahngebühren sparen. So lauten einige der Gründe für einen Anschluss an die Schweiz auf der Internetseite petizioneonline.it.
Innerhalb von sechs Tagen schlossen sich fast 20’000 Personen an. Als Ziel sind 500’000 Unterschriften gesetzt, um eine Volksabstimmung erwirken zu können. In der Region Lombardei leben insgesamt 9,9 Millionen Menschen.
Reaktion – wenn auch nicht ganz ernst gemeint – gab es auch auf politischer Ebene. So wird der Präsident des Regionalparlaments der Lombardei, Davide Boni, von der italienischen Nachrichtenagentur adnkronos mit einem getwitterten „Schön wärs“ zitiert. Der ehemalige Innenminister Roberto Maroni (Lega) soll den Aufruf auf seiner Facebook-Seite gepostet haben.
Interesse auch im Piemont
Der Präsident der Lombardei, Roberto Formigoni, ziehe hingegen die Unbahängigkeit von jeglichem Staat vor. Mehrere italienische Gemeindepräsidenten gaben gegenüber dem Nachrichtenportal „il giorno“ an, die Petition bereits unterschrieben zu haben.
Auch im Piemont gefällt die Idee eines Anschlusses an die Schweiz. Eine entsprechende Online-Petition kann bisher aber nur auf 89 Befürworter zählen. Zwölf Personen wollen alternativ den Franken in Italien einführen.
Andere haben die Worte Maurers kurzerhand in den Mund eines fiktiven jamaicanischen Ministers gelegt, der sich über den Anschluss der süditalienischen Region Salento freuen würde. Entsprechend satirisch ist die gesamte Kampagne wohl zu verstehen.