Die Schuldenkrise hat jetzt auch die Swisscom erwischt. Wegen der düsteren Lage in Italien muss die Mailänder Breitbandtochter Fastweb einen Milliardenabschreiber vornehmen. Insgesamt reisst dies den Gewinn der Swisscom im laufenden Jahr um 1,2 Mrd. Fr. in die Tiefe.
Erneut wird ein Abenteuer der Swisscom im Ausland teuer: Vor gut vier Jahren hatte der Konzern für den Kauf von Fastweb insgesamt 4,6 Mrd. Euro investiert.
Damit wollte man das erodierende Schweizer Kerngeschäft wettmachen, was alleine mit dem Vorstoss in neue Geschäftsfelder wie TV, mobiles Surfen oder das IT-Geschäft nicht zu schaffen war. Umgerechnet legte die Swisscom damals 7,6 Mrd. Fr. auf den Tisch.
Heute bleibe von dem Geld zusammen mit den ordentlichen jährlichen Abschreibungen nur noch 2,9 Mrd. Euro übrig, erklärte die Swisscom am Mittwoch in einem Communiqué. Dies sind zu derzeitigen Wechselkursen lediglich noch 3,6 Mrd. Franken.
In Euro sei der Wert der Investition seit der Übernahme im Jahre 2007 um 35 Prozent geschrumpft. Aus damaliger Sicht sei der Kaufpreis für Fastweb angemessen gewesen, erklärte die Swisscom. Nur geschah die Übernahme genau auf dem Höhepunkt des Wirtschaftsbooms.
Kaufpreis zu hoch
In den ersten Jahren sei man noch erfolgreich gewesen, sagte Swisscom-Chef Carsten Schloter am Mittwoch in einer Telefonkonferenz. Ab 2009 ging es bergab.
„Aus heutiger Sicht mit Wissen um Wirtschaftskrise haben wir eindeutig zu viel bezahlt im 2007“, gestand Schloter ein. Der Kaufpreis sei zu hoch gewesen.
„Aber es gilt, den Gesamtmarkt anzuschauen“, sagte Schloter: Im gleichen Zeitraum habe die italienische Börse 63 Prozent an Wert verloren. Auch andere Telekomunternehmen hätten heuer in Italien solche Wertberichtigungen vornehmen müssen – Vodafone 1 Mrd. Euro, Telekom Italia gar 3,2 Mrd. Euro, sagte Schloter.
1,2 Mrd. Fr. weniger Gewinn
Nach Abzug von Steuereffekten reisse der Milliardenabschreiber bei Fastweb den Reingewinn der Swisscom im laufenden Jahr um 1,2 Mrd. Fr. nach unten, erklärte Swisscom-Finanzchef Ueli Dietiker. Damit dürfte der Reingewinn des Gesamtjahres 2011 auf einige hundert Mio. Fr. schrumpfen.
2010 hatte der Schweizer Konzern unter dem Strich noch rund 1,8 Mrd. Fr. verdient. Bereits damals hatte Fastweb wegen einer Mehrwertsteuerbetrugs- und Geldwäschereiaffäre den Swisscom-Gewinn mit 102 Mio. Fr. belastet.
Kein Ausstieg
An einen Ausstieg aus dem Mailänder Unternehmen denkt die Swisscom nicht: „Es wäre völlig falsch, die Investition in Fastweb in Frage zu stellen, nur weil wir in einer schwierigen konjunkturellen Lage sind“, sagte Schloter. Die Strategie in Italien sei nicht gescheitert.