Italiens Volksschulen müssen Nationalhymne lernen

Die Volksschulen in Italien werden künftig Kindern den Text der Nationalhymne «Fratelli D’Italia» (Brüder Italiens) beibringen. Der Senat in Rom hat am Donnerstag mit 208 Stimmen bei 14 Gegenstimmen und zwei Enthaltungen dem Gesetzentwurf zugestimmt.

Müssen die Nationalhymne künftig kennen: Schulkinder in Italien (Symbolbild) (Bild: sda)

Die Volksschulen in Italien werden künftig Kindern den Text der Nationalhymne «Fratelli D’Italia» (Brüder Italiens) beibringen. Der Senat in Rom hat am Donnerstag mit 208 Stimmen bei 14 Gegenstimmen und zwei Enthaltungen dem Gesetzentwurf zugestimmt.

Das Gesetz war bereits im Juni von der Abgeordnetenkammer abgesegnet worden und kann daher in Kraft treten. Aus Protest gegen das Gesetz verliessen die Senatoren der föderalistischen Lega Nord den Plenarsaal, in dem die Abstimmung stattfand.

Die Südtiroler Volkspartei (SVP) setzte jedoch eine Ausnahme für Südtirol durch. Dagegen bleibt auch für Südtirol die Pflicht, sich in der Grund-, Mittel- und Oberschule mit der Verfassung und der Hymne zu beschäftigen. Wie dies geschieht, kann Südtirol aber selbst bestimmen.

Die SVP hatte sich im Parlament heftig gegen die Pflicht gewehrt, Kindern die österreichfeindliche Hymne aus dem Jahr 1847 beizubringen. Die Lega Nord wiederum kritisierte das Gesetz als „faschistisch“. Worte wie „Brüder Italiens“ seien längst nicht mehr zeitgemäss, kritisierten die Abgeordneten jener Partei, die eine Abspaltung Norditaliens anstrebte und nun mindestens eine grössere Autonomie von der Zentralregierung will.

PdL verteidigt Tradition

Auf die Kritik der ehemaligen Regierungspartner der Lega reagierten die Abgeordneten der Mitte-rechts-Partei „Volk der Freiheit“ (PdL) um den Ex-Premier Silvio Berlusconi scharf.

Die Italiener würden nur die Anfangsstrophe des Liedes kennen, die der Schriftsteller und Patriot Goffredo Mameli komponiert hatte, bemängelte eine PdL-Parlamentarierin. Der Rest des Textes sei ihnen fremd. Die Hymne sei Teil der italienischen Tradition und solle respektiert werden.

Ein „halber“ Nationalfeiertag

Mit dem neuen Gesetz wird auch der 17. März als „Tag der Einheit, der Verfassung, der Hymne und der Fahne“ eingeführt. Allerdings wird es sich nur um einen „zivilen Feiertag“ handeln, der zwar Zeremonien auf Staatsebene, nicht aber die Schliessung von Ämtern, Schulen oder Geschäften vorsieht.

Der 17. März war erstmals im vergangenen Jahr als Höhepunkt der Jubiläumsfeier für den 150. Jahrestag der italienischen Nationaleinheit begangen worden.

Der italienische Staat entstand am 17. März 1861, als Vittorio Emanuele II. von Savoyen auf Beschluss des ersten gewählten Nationalparlaments in Turin den Titel eines „Königs von Italien“ annahm. Am 2. Juni feiert Italien den Tag der Republik.

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