Die drei Stromversorger IWB, EBM und EBL betreiben ab 2016 ihre überregionalen Stromnetze zusammen. Dazu haben sie am Mittwoch einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. Anlass sind auslaufende Serviceverträge mit Alpiq-Töchtern, Ziele sind Versorgungssicherheit und Sparen.
Formell gründen Industrielle Werke Basel (IWB), Elektra Biseck Münchenstein (EBM) und Elektra Baselland (EBL) mittels über 20 Detailverträgen die Firma «Netz Jura Nord». Diese hat kein eigenes Personal; die Partner teilen die Aufgaben unter sich auf: Die IWB übernehmen die strategische Netzplanung, die EBM überwacht und unterhält, und die EBL misst und rechnet ab.
Die neue Firma ist aktiv auf den Stromnetzebenen 2 und 3, zwischen 145 und 50 Kilovolt (kV) Spannung. Darüber, auf der Ebene 1, ist die Swissgrid landesweit für das Übertragungsnetz zuständig. Darunter liegen die regionalen und lokalen Netzebenen, welche die drei Partner weiter selbständig betreiben.
Synergien
Der Kooperationsschritt zu dritt ist eine weitere Folge der etappierten Strommarktliberalisierung. Als die Alpiq ihr Übertragungsnetz der Swissgrid abtrat, verkaufte sie 2010 ihre überregionalen Netze an IWB, EBM und EBL. Netz-Führung etcetera blieben aber bei Alpiq-Töchtern, mit fixem Vertrag bis Ende 2015.
Statt drei macht es einer: So fasste IWB-Chef David Thiel vor den Medien den Synergieffekt des Modells zusammen. Laut EBM-Netzchef Herbert Niklaus macht allein dies pro Partner einige hunderttausend Franken im Jahr aus. Anderes ist schwieriger bezifferbar, laut EBL-Chef Urs Steiner etwa der langfristige Nutzen gut koordinierter Investitionen.
Der Schritt ist zu sehen vor dem Wandel in der Energieversorgung. Einst lokale Stromproduzenten mussten sich für Grosskraftwerke zusammentun, doch mit der Energiewende wird nun das ganze wieder zunehmend dezentraler und unhandlicher. Technisch – speziell die IT – und finanziell wird der Trend für kleine Unternehmen immer heikler.
Leitungsprojekt
Konkretes Projekt des Trios ist eine neue Hochspannungsleitung vom Süden nach Basel, welche einen dritten Einspeisepunkt aus dem Swisssgrid-Netz bringen soll. Die heutige 150-kV-Leitung via Brislach soll dazu auf Übertragungsnetz-Niveau ausgebaut werden. Dank dem bestehenden Trassee ist das vergleichsweise einfach.
Vor den Medien war von «Stolz» über die gelungene Kooperation die Rede, auch von «alles aus einer Hand»-Vorteilen und von mehr Gewicht gegenüber Swissgrid. Auf eine künftige Firmenfusion angesprochen, verwies Steiner zwar auf die innovationsanregende Konkurrenz. Bei der Energiewende hätten die Partner indes keinerlei Differenzen.
EBM-Chef Conrad Ammann sprach hingegen von einem «ersten wichtigen Schritt». Die Zukunft müsse man abwarten; die EBM sei «gelassen». Thiel mochte nicht orakeln: Für ein allfälliges Zusammenrücken wären die Eigentümer zuständig, nicht die CEOs. Für ihn sei ein Ziel zentral bei der Stromversorgung: «Es muss funktionieren».