IWF-Chefin Christine Lagarde rechnet mit einem enttäuschenden Wachstum der Weltwirtschaft im kommenden Jahr. Hintergrund seien politische Unsicherheit und eine stärkere wirtschaftliche Schwankungsanfälligkeit rund um den Globus.
Dies stellte die Französin in einem Gastbeitrag im deutschen «Handelsblatt» (Mittwochausgabe) fest. Ursache dafür seien unter anderem der Konjunkturabschwung in China und die Aussicht auf steigende Zinsen in den USA.
Die US-Zinswende könne insbesondere Schwellen- und Entwicklungsländer vor Probleme stellen, die Konjunkturprogramme im Kampf gegen die Finanzkrise in einem erheblichen Anteil mit Dollar-Krediten finanziert hätten, erklärte die Chefin des Internationalen Währungsfonds.
Hier drohten bei einem weiteren Anstieg des Dollars Zahlungsausfälle von Unternehmen, die Banken und Staaten infizieren könnten. Auch die Flüchtlingskrise sowie die Spannungen in Nahost und in Nordafrika, die mit den Pariser Anschlägen bis nach Europa ausstrahlten, trügen zu den Unsicherheiten bei.
Zudem stelle der Preisverfall bei Öl und anderen Rohstoffen die Förderländer vor Probleme. Der Finanzsektor weise auch sieben Jahre nach der Lehman-Pleite nach wie vor Schwächen auf.
«All dies bedeutet, dass das weltweite Wachstum 2016 enttäuschend und ungleichmässig ausfallen wird. Auch die mittelfristigen Aussichten haben sich abgeschwächt, weil geringe Produktivität, alternde Bevölkerungen und die Folgen der globalen Finanzkrise das Wachstum bremsen», schrieb Lagarde.
Die Euro-Zone könne ihre Aussichten verbessern, indem sie sich ausreichend mit dem Berg an faulen Krediten von rund 900 Milliarden Euro auseinandersetze – einem der grossen ungelösten Probleme der Finanzkrise.