Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat in seinem neusten Länderreport der Schweizer Währungs- und Wirtschaftspolitik insgesamt ein gutes Zeugnis ausgestellt. Die Prüfer warnen aber vor einer Immobilienblase und fordern die Banken auf, ihre Eigenkapital rasch aufzustocken.
Die Schweizer Wirtschaft habe sich in der Finanzkrise der letzten Jahre als sehr stark erwiesen, sagte die IWF-Chefprüferin Enrica Detragiache am Dienstag vor den Medien in Bern. Nichtsdestotrotz steht die Schweiz nach Ansicht des IWF vor grossen Herausforderungen.
Wegen der expansiven Geldpolitik mit Tiefstzinsen steigt nach Ansicht der IWF-Experten die Gefahr für eine Immobilienblase. Es sei zwar schwierig zu sagen, wann von einer Blase gesprochen werden müsse, sagte Detragiache. Zurzeit sei die Schweiz sicher noch entfernt vom Höhepunkt einer solchen Blase. Das Risiko steige aber.
IWF: Anreize für Immobilienkauf abbauen
Deshalb sei es angezeigt, die Kriterien für die Vergabe von Hypotheken zu verschärfen und so zusätzliche Sicherungen gegen eine Immobilienblase einzubauen.
Es sei auch sinnvoll darüber nachzudenken, im Zusammenhang mit dem Kauf von Immobilien Anreize zur Verschuldung abzubauen, sagte sie in Bezug auf die heute bestehenden Möglichkeit, Hypothekarschuldzinsen vom steuerbaren Einkommen abzuziehen.
Vergleichsweise tiefe Eigenkapitaldecken der Banken
Kritisch schätzen die IWF-Experten auch die Lage der Banken ein. Der Finanzsektor bleibe verletzlich, sagte Detragiache. Im internationalen Vergleich seien die Eigenkapitaldecken der systemrelevanten Grossbanken nach wie tief.
Die Banken müssten gedrängt werden, ihre Polster rasch auszubauen. Die von Bundesrat und Parlament eingeräumte Frist bis 2019 sei etwas lange.
Gute Noten für Geldpolitik
Gute Noten erteilte die IWF-Delegation der Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank. Der im September eingeführte Mindestkurs sei angesichts der Deflationsgefahr eine angemessene Massnahme gewesen.
Nun gelte es aber einen „sanften Ausstieg“ aus dieser Politik zu finden, sagte Detragiache. Welche Bedingungen erfüllt sein müssen für den Ausstieg, wollte sie nicht präzisieren. Die zurzeit negative Preisentwicklung wertete sie nicht als den Beginn einer anhaltenden Deflation. Schon im Jahresverlauf würden die Preise wieder steigen, sagte sie.